19.10.2011

Orthodoxer Metropolit Staikos verstorben

Bünker: Für Staikos gab es keine Alternative zur Ökumene - Hennefeld: Verlieren offenen und dialogbereiten Gesprächspartner

Der orthodoxe Metropolit von Austria, Michael Staikos, ist am Dienstagnachmittag in Wien nach schwerer Krankheit verstorben.

Bünker: Für Staikos gab es keine Alternative zur Ökumene – Hennefeld: Verlieren offenen und dialogbereiten Gesprächspartner

Wien (epdÖ) – Der orthodoxe Metropolit von Austria, Michael Staikos, ist am Dienstagnachmittag, 18. Oktober, in Wien nach schwerer Krankheit verstorben. Der höchste Repräsentant der orthodoxen Kirche in Österreich hätte in wenigen Wochen seinen 65. Geburtstag gefeiert. Bis zu 500.000 orthodoxe Christinnen und Christen leben mittlerweile in Österreich.

In einer ersten Stellungnahme sagte der lutherische Bischof Michael Bünker: „Ich bin tief betroffen vom Tod von Michael Staikos. Der Tod von Erzbischof Michael Staikos, Metropolit von Austria, ist für die evangelische Kirche ein schmerzhafter Verlust. Seine ökumenische Grundhaltung, sein Interesse an den anderen Kirchen, getragen von Respekt und Anerkennung, haben die Orthodoxie und die evangelischen Kirchen einander nähergebracht und miteinander verbunden.“ Unvergesslich sei Staikos‘ verdienstvolle Rolle im Rahmen der europäischen Dialoge zwischen der Orthodoxie und den evangelischen Kirchen, die in Wien 2008 zur Empfehlung der gegenseitigen Taufanerkennung führten.

Sein Tod sei auch für die Ökumene in Österreich ein großer Verlust. Staikos habe, so Bünker, den ökumenischen Aufbruch seit den 1960er Jahren maßgeblich mitgestaltet, war von 1996 bis 1999 Vorsitzender des ÖRKÖ. Für ihn habe es „keine Alternative zur Ökumene, zum immer weiter Aufeinanderzugehen“ gegeben. Der Metropolit habe sich „unermüdlich“ dafür eingesetzt, dass die große Zahl der orthodoxen Christen und Christinnen, die nach Österreich zuwanderten, hier kirchliche und soziale Heimat gefunden haben und der Beitrag der Religionsgemeinschaften zur Integration geachtet und gewürdigt wird. Bünker: „In den letzten Monaten hat er mich beeindruckt durch die Art, wie er das schwere Los seiner Krankheit getragen hat. Seine Dankbarkeit gegenüber den Ärzten und allen, die ihn begleitet haben, war verwurzelt in seiner Dankbarkeit gegenüber dem dreieinigen Gott, für den er ein glaubwürdiges und bleibendes Zeugnis durch sein Leben und Wirken ablegen konnte. ‚Das letzte Wort hat Gott, der uns keine Rechenschaft schuldig ist, und ich beuge mich dem Willen Gottes‘, sagte er in einem seiner letzten Interviews. Die evangelische Kirche wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren und für ihn und alle, die um ihn trauern, beten.“

„Mit tiefer Betroffenheit habe ich vom Tod des Metropoliten Michael von Austria erfahren. Mit ihm verliert auch die Evangelisch-reformierte Kirche einen offenen und dialogbereiten Gesprächspartner und eine die ökumenische Landschaft in Österreich prägende Gestalt“, betont der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seiner Stellungnahme. Hennefeld: „Michael Staikos war unserer Kirche stets gewogen, wohl wissend, dass unsere theologischen und kirchenpolitischen Positionen sehr unterschiedlich waren, und er hatte auch Verständnis für die Minderheitensituation der Reformierten in Österreich.“ Sein Interesse an der reformierten Kirche habe sich u.a. an seiner mehrmaligen Teilnahme an den Ökumenischen Vespern in der Reformierten Stadtkirche gezeigt. Hennefeld: „Sein Tod ist auch für unsere Kirche ein schwerer Verlust. Seine freundlich mahnende und eindringliche Stimme werden wir sehr vermissen. Wir werden uns seiner erinnern als eines Menschen, der tief im eigenen Glauben verwurzelt war und gleichzeitig anderen Menschen und der ganzen Schöpfung Gottes stets mit Achtung und Respekt begegnet ist.“

Sturm: Hat Wesentliches zum ökumenischen Klima beigetragen

Auch der frühere Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Altbischof Herwig Sturm, würdigte Staikos‘ Verdienste für die Ökumene: „Er hat Wesentliches zu dem hervorragenden ökumenischen Klima in Österreich beigetragen. Seine eindrucksvolle Persönlichkeit, seine in der orthodoxen Tradition gegründete Theologie, seine spirituelle Ausstrahlung und seine besondere Herzlichkeit bleiben unvergesslich“, so Sturm.

„Als einer, der sich seit Jahrzehnten mit dem Metropoliten verbunden gefühlt hat, möchte ich meine aufrichtige Anteilnahme und mein Mitgefühl an diesem für die Orthodoxie in Österreich so großen Verlust bezeugen“, schreibt der frühere Wiener Superintendent Werner Horn. Metropolit Michael gehörte „zu den herausragenden Persönlichkeiten der Ökumene, zu der er sich stets bekannt und die er auch immer gelebt hat“. Horn erinnert an die zahlreichen Begegnungen, die anderen „die Besonderheiten orthodoxer Spiritualität eröffnet“ hätten. Horn: „Er wird seiner Kirche, aber letztlich allen Kirchen in Wien und darüber hinaus sehr fehlen.“

Michael Staikos wurde am 22. November 1946 in Athen geboren. Er besuchte ein katholisches Gymnasium in der griechischen Hauptstadt. Sein Theologiestudium absolvierte er an der Universität von Thessaloniki. 1964 übersiedelte er nach Wien, 1965 trat er in den Dienst der griechisch-orthodoxen Metropolie von Austria – als Sekretär und Zeremoniär des damaligen Metropoliten Tsiter. Am 22. November 1977 wurde er in Wien zum Priester geweiht, am 12. Jänner 1986 zum Bischof. Im November 1991 wählte ihn der Heilige Synod des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zum Metropoliten von Austria und Exarchen für Ungarn.

ISSN 2222-2464

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