27.04.2013

Online-Beratung bringt Telefonseelsorge neue Klienten

Neues Angebot im Internet spricht immer mehr Menschen an

Österreichweit kümmern sich rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Online-Anfragen, die über die Seite www.onlineberatung-telefonseelsorge.at gestellt werden können. (Foto: epd/Uschmann)

Neues Angebot im Internet spricht immer mehr Menschen an

Wien/St. Pölten (epdÖ) – Seit mittlerweile über einem Jahr können Hilfesuchende bei der ökumenisch ausgerichteten Telefonseelsorge („142“) auch das Angebot einer Online-Beratung in Anspruch nehmen. Das haben bislang mehr als 1700 Menschen genutzt, wie Maria Kragl vom Leitungsteam der Telefonseelsorge St. Pölten berichtet: „Mit der Online-Beratung decken wir ein ganz neues Klientenfeld ab. Es sind vor allem die 25- bis 35-Jährigen, die dieses Angebot annehmen“, so Kragl. Österreichweit kümmern sich 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Online-Anfragen, die über die Seite www.onlineberatung-telefonseelsorge.at gestellt werden können. Das System arbeite mit einer besonderen Verschlüsselungstechnik und garantiere hundertprozentige Anonymität.

Mit der Online-Beratung wolle man vor allem Menschen ansprechen, „die sich mit direkter Kommunikation schwer tun“, erklärt Kragl. In der Anonymität des Internets sei es für viele einfacher, über Probleme zu reden. Nach dem Erstkontakt wird eine Antwort innerhalb von 48 Stunden garantiert. Danach liegt es an Klient und Berater, wie häufig der Mail-Kontakt stattfindet. In nächster Zukunft sei eine Ausweitung der Online-Beratung geplant. „Wir haben bereits konkrete Pläne für ein Chat-Projekt, das eine Beratung über Internet in Echtzeit ermöglicht“, kündigt Kragl an. Damit sollen vor allem die unter 25-Jährigen angesprochen werden.

Die Themen sowie die Geschlechterverteilung seien online wie „offline“, also bei der klassischen Telefonseelsorge, in etwa gleich, sagt Kragl. Anlass seien zumeist psychische Probleme, gefolgt von Beziehungsfragen und Einsamkeit. Auffallend sei aber, dass der Anteil jener Menschen, die Suizidgedanken auch ausdrücklich äußern, bei E-Mails um zehn Prozent höher sei als bei der Telefonberatung. Das liege vor allem an der Anonymität, die das Internet gewähre. Das Angebot ist – wie auch die „klassische“ Telefonunterstützung über die Nummer 142 – kostenlos.

Allein in Niederösterreich haben im vergangenen Jahr 72 ehrenamtliche und drei hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 10.525 Stunden teilweise in Doppeldiensten am Telefon verbracht, heißt es im Jahresbericht 2012 der Telefonseelsorge St. Pölten. Durchschnittlich gingen pro Tag 51 Anrufe ein, wobei sich daraus 34 Beratungsgespräche ergaben. Über das Jahr verteilt liegt der Durchschnitt bei etwa 1400 Anrufen pro Monat.

Frauen greifen im Vergleich zu Männern deutlich leichter zum Telefonhörer – 2012 waren es 7307 Frauen und 4424 Männer. „Das liegt daran, dass Männer Probleme länger hinunterschlucken und ihr Schamgefühl größer ist“, vermutet Kragl. Die Themen seien bei Männern und Frauen aber die gleichen. An erster Stelle stehen psychische Probleme, gefolgt von Beziehungsfragen und Einsamkeit, so der Bericht.

Religion sei in den Gesprächen meistens nur ein Randthema. Es komme aber immer wieder vor, dass kirchenkritische Menschen anrufen, erläutert Kragl. „Für uns ist das eine gute Möglichkeit, den Menschen wieder etwas Vertrauen in die Kirche zurückzugeben.“ Grundsätzlich sei es aber so, dass die Telefonseelsorge für jedermann da ist. „Religion, Hautfarbe oder Staatenzugehörigkeit spielen bei uns keine Rolle.“

Die Telefonseelsorge ist österreichweit unter der Notrufnummer 142 rund um die Uhr kostenlos und anonym zu erreichen. Hauptträger der Telefonseelsorge in Österreich sind die Katholische und die Evangelische Kirche, in Vorarlberg ein privater Verein. (Infos: www.telefonseelsorge.at)

ISSN 2222-2464

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