12.09.2001

Nach Terror in USA: Fassungslosigkeit und Trauer

Bischof Sturm in Hirtenbrief an die Gemeinden: Hass nicht mit Hass beantworten - Superintendentin Müller: Weltbilder geraten ins Wanken

Bischof Sturm in Hirtenbrief an die Gemeinden: Hass nicht mit Hass beantworten – Superintendentin Müller: Weltbilder geraten ins Wanken

Wien, 12. September 2001 (epd) „Wir gedenken aller Opfer und beten für eine Zukunft in Menschlichkeit und Frieden“. So heißt es in einem Kondolenzschreiben des Evangelischen Oberkirchenrates A.B. an die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika anlässlich der Terroranschläge in New York und Washington. In dem Brief vom 11. September, der von Bischof Mag. Herwig Sturm und Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker unterzeichnet ist, spricht der Evangelische Oberkirchenrat dem amerikanischen Volk und seiner Regierung sein tiefes Mitgefühl aus und seine Anteilnahme „angesichts der unfassbaren Terroranschläge in diesen Stunden“.

In einem Hirtenbrief an die Pfarrgemeinden ruft der evangelisch-lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm dazu auf, Hass nicht mit Hass zu beantworten. Das gezielte Töten von tausenden Menschen, aber auch die Bereitschaft zum Opfer des eigenen Lebens zu diesem Zweck „zeigen einen abgründigen Hass, aber auch eine tiefe Verzweiflung über unsere Welt.“, schreibt der Bischof in dem Hirtenbrief, der am Sonntag in den Gottesdiensten verlesen werden soll. Sturm: „Wir gedenken aller Opfer und deren Angehöriger und beten für eine Zukunft in Menschlichkeit und Frieden.“ Die Antwort könne „nicht ebenfalls Hass sein und Verurteilung von Menschen, sondern Schritte auf dem Weg des Friedens. Der Schalom Gottes, den Jesus Christus mit seinem Leben und seiner Hingabe bewährt hat, ist die Grundlage, die Verheißung und der Auftrag für unsere Kirche in dieser Welt.“ Zugleich brauche es auch „Wachsamkeit gegenüber einer Wirtschaft, die den globalen Kapitalismus anbetet ohne Rücksicht auf die Verlierer in diesem System; gegenüber einer Ethik, die vom perfekten Menschen träumt und Behinderungen und Defizite als Planungsfehler abtut“.

Innsbruck: Ökumenische Gebetsstunde am Freitagabend

In einem Brief an die evangelischen Pfarrgemeinden in Salzburg und Tirol kündigt Superintendentin Mag. Luise Müller für Sonntag Trauer- und Bußgottesdienste an. „Wenige von uns haben eine vergleichbare Situation vorher erlebt. Weltbilder, politische und wirtschaftliche Systeme geraten ins Wanken“, schreibt die Superintendentin. Die Frage nach dem Machbaren, nach Tod und Leben, Krieg und Friede, sei nicht mehr zu verdrängen. Müller: „Die Frage, worauf wir vertrauen und in der Vergangenheit vertraut haben, müssen auch wir uns stellen. Wo handeln wir gottlos, gottvergessen? Im Kleinen, Alltäglichen und in der Folge im Großen? Besinnung und Buße sind nötig. Bitten wir Gott um sein Erbarmen.“

Im Innsbrucker Dom findet am Freitagabend um 19.00 Uhr eine ökumenische Gebetsstunde statt, an der u.a. der römisch-katholische Bischof Alois Kothgasser und die evangelische Superintendentin Luise Müller mitwirken werden.

Wie der steirische Superintendent Mag. Hermann Miklas bekanntgab, laden die Kirchen in der Steiermark am Freitag, 14. September, um 18.30 Uhr zu einem ökumenischen Friedensgebet in den Grazer Dom.

ISSN 2222-2464

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