12.08.2013

Kritik an FPÖ-Verständnis von Nächstenliebe

Bünker und Hannelore Reiner kritisieren "missbräuchliche Verwendung"

Wer ist mein Nächster? "Die Frage ist nicht, wer ist uns nah, sondern, sind wir bereit, selbst zum Nächsten zu werden?" meint Michael Chalupka. Foto: epd/Uschmann

Bünker und Hannelore Reiner kritisieren „missbräuchliche Verwendung“

Wien (epd Ö) – Scharfe Kritik an den am Montag präsentierten FPÖ-Wahlkampfplakaten kommt von der Leitung der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Auf den Plakaten sind neben den Konterfeis von Partei-Chef Heinz-Christian Strache und einem blonden Mädchen die biblische Botschaft „Liebe deinen Nächsten“ ergänzt durch „Für mich sind das unsere Österreicher“ zu lesen. Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und Oberkirchenrätin Hannelore Reiner kritisierten gegenüber dem Evangelischen Pressedienst diese „missbräuchliche“ Verwendung des Begriffes, die nichts mit dem christlichen Verständnis von Nächstenliebe zu tun habe. „Offenbar kann es die FPÖ nicht lassen, auf ihren Wahlplakaten auf religiöse Symbole zurückzugreifen, meinte etwa Bünker. Nächstenliebe könne und dürfe nicht auf „unsere Österreicher“ verengt werden, unterstrich Reiner.

Als Jesus gefragt wurde: „Wer ist mein Nächster?“, habe er mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter – einem „Ausländer“, geantwortet, erinnert Diakonie-Chef Michael Chalupka in einer Aussendung. Wenn Jesus den als vorbildlich darstelle, der einem fremden Überfallenen spontane Hilfe zukommen lässt, während dies ein Priester und ein Einheimischer verabsäumen, dann bekomme „Nächstenliebe“ einen viel weiteren Horizont. Genau darum gehe es aber: „Die Frage ist nicht, wer ist uns nah, sondern, sind wir bereit, selbst zum Nächsten zu werden?“ Nächstenliebe sei, wie Chalupka betont, „keine Abstandsmessung, sondern eine Aufgabe, die sich Christinnen und Christen täglich aufs Neue stellen kann“.

kurier.at: Barmherziger Samariter, moderne Pharisäer

ISSN 2222-2464

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