06.10.2004

Kirchen müssen handeln, um Autonomie zu behalten

Die 3. Donau-Kirchen-Konsultation der Reformierten Kirchen Mittel- und Osteuropas tagte in Mannhartsbrunn

Die 3. Donau-Kirchen-Konsultation der Reformierten Kirchen Mittel- und Osteuropas tagte in Mannhartsbrunn

Mannhartsbrunn (epd Ö) – „Die christlichen Kirchen sollten sich besonders herausgefordert sehen, die christlichen Werte in die tägliche Arbeit der Europäischen Union einzubringen.“ Diesen Appell richtete der Kirchenjurist Dr. Dr. h.c. Herbert Ehenes, ehemals Kirchenjurist in der Lippischen Landeskirche (Deutschland) und Vizepräsident des Exekutivkomitees des Reformierten Weltbundes, an die Teilnehmer der 3. Donau-Kirchen-Konsultation der Reformierten Kirchen Mittel- und Osteuropas, die sich von 3. bis 7. Oktober in Mannhartsbrunn bei Wien mit dem Thema „Reformierte Bekenntnisschriften als Richtlinie zur Gestaltung Europas” beschäftigte.

In seinem Vortrag über das Verhältnis der europäischen Kirchen zur EU am 5. Oktober in Manhartsbrunn sagte Ehenes: „Alle Kirchen in den Mitgliedsstaaten der EU wären gut beraten, ihren Status durch entsprechende Rechtsvorschriften zu regeln, soweit dies in den neuen Mitgliedstaaten noch nicht oder nur unvollkommen geschehen ist.“ Sollten keine derartigen Rechtsvorschriften vorliegen, würde direkt EU-Recht gelten, betonte der Jurist vor den Teilnehmern aus den Reformierten Kirchen zahlreicher europäischer Staaten und den USA.

Den Bezug auf das religiöse Erbe Europas im Entwurf für eine europäische Verfassung begrüßte Ehenes: „Diese Formulierung deckt sowohl den Gottesbezug wie auch die jüdisch-christliche Tradition ab und schließt andere Weltreligionen nicht aus.“

Kein Bekenntnis ohne Kirche

Im Blick auf den Schweizer Reformator Heinrich Bullinger, dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird, erläuterte der Schweizer Theologe und Leiter der Außenbeziehungen des Schweizer Evangelischen Kirchenbundes, Dr. Gottfried Locher, die Bedeutung der reformierten Bekenntnisschriften des 16. Jahrhunderts für die gegenwärtige Lage der Kirchen: „Bullinger hat eine reformierte Kirchenlehre entworfen, zu deren Kern eine internationale und dauerhafte Kirchengemeinschaft gehört.” Weiter hob Locher hervor: „Es gibt kein Bekenntnis ohne Kirche, keine Kirche ohne Einheit, keine Einheit ohne gelebte Gemeinschaft und keine gelebte Gemeinschaft ohne Bekenntnis“

Aus US-amerikanischer Perspektive beleuchtete Duncan Hanson, Europabeauftragter der Reformierten Kirche der USA das Verhältnis europäischer christlicher Kirchen zur EU. Dabei kritisierte er scharf die gegenwärtige US-amerikanische Politik.

Als “Kraftquellen in schweren Zeiten, die es auch heute neu zu entdecken gilt”, bezeichnete der Vertreter der reformierten Kirche Rumäniens, Pfarrer Béla Kató, Bischofsstellvertreter des Siebenbürgischen Reformierten Distriktes Illyefalva/ Rumänien, die reformierten Bekenntnisschriften.

Regionale Verständigung der Kirchen

An einem Empfang, den der niederösterreichische Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll den TeilnehmerInnen der Donau-Kirchen-Konsultation gab, nahm auch der lutherische Superintendent Mag. Paul Weiland, teil.

Die Donau-Kirchen-Konsultationen befassen sich mit Problemen und Themen theologischer, kirchlicher und gesellschaftspolitischer Art, die für die Kirchen der Region relevant sind, und sollen das Verständnis füreinander zwischen den Kirchen in Mittel-Osteuropa fördern und die Verständigung untereinander vertiefen.

ISSN 2222-2464

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