21.09.2016

Internationale Luther-Fachtagung in Wien

Büchner-Preis-Trägerin Lewitscharoff als Festrednerin

„Martin Luther im Widerstreit der Konfessionen“ steht im Mittelpunkt einer internationalen Fachtagung im Vorfeld des Reformationsjubiläums in Wien. Foto: epd/Uschmann

Büchner-Preis-Trägerin Lewitscharoff als Festrednerin

Wien (epdÖ) – Mit einer großen, internationalen Luther-Fachtagung wird sich die Universität Wien in den internationalen Veranstaltungsreigen zum Reformationsgedenken einklinken: So laden die Evangelisch-Theologische und die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien vom 5. bis 7. Oktober zur Tagung „Martin Luther im Widerstreit der Konfessionen“. Unter den Referenten finden sich mit Ulrich Körtner, Bertram Stubenrauch, Friedrich Wilhelm Graf, Eberhard Schockenhoff, Notger Slenczka, Johanna Rahner und anderen zahlreiche Luther- und Reformations-Experten aus dem deutschsprachigen Raum. Für den Festvortrag am 5. Oktober über „Luther als Sprachereignis“ konnte die Büchner-Preis-Trägerin Sibylle Lewitscharoff gewonnen werden. Den Abschlussvortrag am 7. Oktober wird Bischof Michael Bünker halten.

Ziel des Symposions soll es sein, durch neue historische und theologische Perspektiven den Reformator Martin Luther für die Gegenwart neu zu entdecken und noch nicht geborgene Potenziale auch der Theologie Luthers für den ökumenischen Dialog der Kirche zu gewinnen, betont Jan-Heiner Tück von der Katholisch-Theologischen Fakultät, der die Tagung gemeinsam mit Christian Danz von der Evangelisch-Theologischen Fakultät initiierte. Es gehe darum, „Differenzen offen zu legen“ und zugleich neue Perspektiven in einem zum Teil festgefahrenen ökumenischen Dialog aufzuzeigen, so der katholische Theologe. Kritisch müsse etwa in Richtung evangelische Theologie gefragt werden, ob diese nicht eine überzogene Stilisierung Luthers als „Katalysator der neuzeitlichen Freiheitsgeschichte“ vornehme und damit unter den Tisch fallen lasse, dass Luthers Freiheitsverständnis kaum mit einem modernen Begriff von Freiheit vermittelbar ist.

Katholischerseits könne man aus einer kritischen Relecture etwa von Luthers Kreuzestheologie lernen. Auch die Kernthese Luthers von der Rechtfertigung des Menschen „allein aus Glauben“ könne heute durchaus gesellschaftskritisch fruchtbar gewendet werden, so Tück: „In unserem von gnadenlosen Leistungsimperativen dominierten Reizklima“ könne es „durchaus entlastend sein, auf einen Glauben hinzuweisen, in dem Gott den Menschen anerkennt, ganz unabhängig davon, was er leistet“.

Danz zufolge gelte es, auch das Kirchenverständnis Luthers wieder verstärkt in den Blick zu nehmen. Dieses trete bei den heutigen ökumenischen Dialogen zumeist in den Hintergrund. Dabei sei dies „ein entscheidender und auch zukunftsweisender Punkt“, so Danz. Luthers Unterscheidung gerade einer „verborgenen“ und einer „sichtbaren“ Kirche könne dazu beitragen, eine größere Distanz zur Institution Kirche aufzubauen und bestehende kirchliche Strukturen stets kritisch zu hinterfragen. Laut Tück sei dieser Impuls bereits vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) etwa in der Rede vom „Mysterium“ der Kirche aufgegriffen worden.

(Für Informationen zum Programm und zur Anmeldung klicken Sie hier)

ISSN 2222-2464

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