15.04.2023

Im Gefängnis

Michael Chalupka über einen besonderen Ostergottesdienst

Den Häftlingen sei gewünscht, dass das Leben einen neuen Anlauf nehmen kann, wenn die Tore sich wieder öffnen werden, schreibt Michael Chalupka. (Foto: Pixabay)

Michael Chalupka über einen besonderen Ostergottesdienst

In der Rede Jesu über die Werke der Barmherzigkeit steht: „Ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht.“ Deshalb gehören Besuche im Gefängnis und die Gefängnisseelsorge zu den Kernaufgaben der Kirche.

Zu Ostern durfte ich in der Justizanstalt Josefstadt den evangelischen Ostergottesdienst feiern. Zwanzig Männer waren geladen, mehr sind aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Und alle zwanzig Männer sind gekommen. Die Seelsorgerin, die den Gottesdienst leitete, kennt jeden Einzelnen bei seinem Namen, kennt die Lebensgeschichten, die sie hierher geführt haben.

Im Gottesdienst sind sie geladene Gäste. Jeder von ihnen ist eingeladen für diese Stunden, Teil der Gemeinschaft mit Jesus Christus zu sein, miteinander zu feiern, zu beten und zu singen. Und der österliche Gesang muss sich nicht verstecken. Es sind kräftige Stimmen darunter. Ein Lied hatten sich die Männer selbst gewählt. Das war „Großvater“ von der steirischen Band STS. Ein Lied, das auf den ersten Blick wenig mit Ostern zu tun hat. Doch im Refrain schwingt die Auferstehungshoffnung mit, wenn es heißt: „Großvater, kannst du ned owa kumma auf an schnell’n Kaffee.“

Hoffnung war den ganzen Gottesdienst über zu spüren. Vor allem, als alle eine Kerze für ihre Angehörigen draußen vor den Toren entzündeten. Den Häftlingen sei gewünscht, dass das Leben einen neuen Anlauf nehmen kann, wenn die Tore sich wieder öffnen werden.

ISSN 2222-2464

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