11.04.2007

Hospiz-Dokumentarfilm „Zeit zu gehen“ findet breiten Zuspruch

Film der TV-Journalistin Anita Natmeßnig zeigt „Leben in Würde bis zuletzt“ im Hospiz der „Caritas Socialis“ am Wiener Rennweg

Film der TV-Journalistin Anita Natmeßnig zeigt „Leben in Würde bis zuletzt“ im Hospiz der „Caritas Socialis“ am Wiener Rennweg

Wien (epd Ö) – Mehr als 20.000 Interessierte haben seit dem Kinostart im vergangenen November den Dokumentarfilm „Zeit zu gehen“ von Anita Natmeßnig gesehen. Der Dokumentarfilm rühre an ein gesellschaftliches Tabu, zeigt er doch den Alltag im Hospiz der „Caritas Socialis“ am Wiener Rennweg und die letzte Lebensphase von sechs unheilbar krebskranken Menschen, heißt es in einer Karfreitags-Presseaussendung der „Caritas Socialis“. In unprätentiöser und zugleich berührender Weise gibt die evangelische Theologin, TV-Journalistin und Therapeutin Natmeßnig Einblick in das Sterben als natürlichen Teil des Lebens. Durch die Linderung der Leiden im „Caritas Socialis“-Hospiz haben die Sterbenden Zeit, ihr Leben „in Würde bis zuletzt“ zu führen, wie es dem Grundanliegen der Hospizbewegung entspricht.

Auch prominente Besucher ließen sich von dem Dokumentarfilm beeindrucken: Der Religionswissenschafter und Autor Adolf Holl sprach von einem „Meisterwerk“, das in seiner sparsamen, ja minimalistischen Gestaltung beweise, dass bei diesem Thema weniger mehr sei. Die TV-Journalistin Barbara Stöckl bekannte, es sei ihr „zuerst nicht leicht gefallen“, sich auf die Langsamkeit des Hospizlebens und die so ehrliche Betrachtungsweise von Anita Natmeßnig einzulassen. Jetzt empfinde sie eine große Bereicherung: „Dieser Film hat mich verändert.“

Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle Wien, erinnerte an den Satz „Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben“ aus einem alten Kirchenlied: „Zeit zu gehen“ macht das auf eine Weise bewusst, „die nicht vordergründig schockieren möchte, sondern sich dem Wesenskern der ‚conditio humana’ stellt“. Der Film habe ihn „einerseits erschüttert, andererseits aber auch getröstet“, sagte Matt. Der Film zeige, dass man dem Tod, der in den westlichen Industriegesellschaften als peinlicher Betriebsunfall betrachtet wird statt als die natürliche Grenze des Menschlichen, seine Würde zurückgeben kann.

„Ich will Sterbende sichtbar und hörbar machen und ein Votum für die Hospiz-Idee abgeben“, sagt Anita Natmeßnig über das Anliegen ihres Films. In Würde bis zum Ende zu leben, sollte „ein Menschenrecht für alle“ sein. „Ich wünsche mir, dass in unserer gesamten Gesellschaft eine Form des Umgangs mit sterbenden Menschen gepflegt wird wie im Hospiz“, so die Filmemacherin.

„Zeit zu gehen“ hatte seine Uraufführung bei der Viennale 2006 und war jüngst auch bei der „Diagonale“, dem Festival des österreichischen Films in Graz, vertreten. Seine internationale Festivalpremiere erlebt er im Rahmen des Wettbewerbs „Regards Neufs“ in Nyon (Schweiz). Der Film war auch zu Ostern in vielen österreichischen Kinos zu sehen. (Informationen: www.zeitzugehen.at)

ISSN 2222-2464

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