14.12.2005

Hohe Berufszufriedenheit unter evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern

Dauernde Erreichbarkeit wird laut einer Umfrage als größte Belastung erlebt

Dauernde Erreichbarkeit wird laut einer Umfrage als größte Belastung erlebt

Wien, 14. Dezember 2005 (epd Ö) – Überrascht von der hohen Zufriedenheit der österreichischen evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihrem Beruf ist der Obmann des Vereins evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich (VEPPÖ), Senior Dr. Stefan Schumann. Angesichts einer Auswertung der Ergebnisse einer Befragung der PfarrerInnen stellt Schumann gegenüber epd Ö fest, „dass PfarrerInnen gerade dort zufrieden sind, wo sie im Rahmen ihrer Kernkompetenz, in Gottesdienst und Seelsorge, arbeiten können“. Damit werde „die Besonderheit dieses Berufs überdeutlich“, und es zeuge auch „von seiner vorhandenen gesellschaftlichen Relevanz und Akzeptanz“.

„Wunschberuf“

Die Umfrage des VEPPÖ bestätige, dass dieser Beruf von den meisten Pfarrern und Pfarrerinnen in Österreich „als Wunschberuf gesehen wird, für den sie langes Studium und manche Unannehmlichkeiten auf sich nehmen und in dem sie Erfüllung finden“, betont die für den Personalbereich zuständige Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner. Dass sich Zufriedenheit im Beruf nicht bloß positiv auf die persönliche Befindlichkeit der betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und deren privater Umgebung, sondern ebenso auf das jeweilige Arbeitsfeld auswirke, gelte im hohen Maß auch für evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer. Die Umfrage zeige weiterhin eine hohe Akzeptanz der Rahmenbedingungen, denen sich dieser herausfordernde Beruf stellen muss, wie etwa Dienstwohnung und verpflichtender Religionsunterricht auch für Gemeindepfarrer und Gemeindepfarrerinnen. Reiner: „Dass sich auch die Kirchenleitung im selben Boot sitzend versteht, ist wohl für eine Kirche selbstverständlich; ebenso der Dank für alles konstruktive Miteinander im Auftrag des Mensch gewordenen Gottes und im Dienst für die Menschen in unseren Gemeinden und in unserem Land.“

Bei der Umfrage des VEPPÖ, die in diesem Jahr zum Abschluss gekommen ist, hatten 97 Prozent der Befragten erklärt, gerne PfarrerIn zu sein. Auch zeigten sie sich größtenteils mit dem dienstrechtlichen Modell „Dienstwohnung“ zufrieden. „Am wohlsten“ fühlen sich PfarrerInnen bei gottesdienstlichen und seelsorgerlichen Aufgaben, während Jugendarbeit und Verwaltung weit unten rangieren. Frauen, so die Auswertung der Befragung, sind deutlicher als Männer mit der Wertschätzung durch die kirchenleitende Ebene zufrieden, „Männer hingegen empfinden auf Gemeindeebene und in der Kollegenschaft mehr Wertschätzung“. Sehr wohl fühlen sich Frauen vor allem im Bereich der Gottesdienstgestaltung, der Seelsorge und der Kasualien. Auch im Zeitmanagement sind sie geschickter. Sie sind teamorientiert und zugleich in ihrer Amtsführung sehr selbstständig.

Umfrage: Theologisches Fachwissen wenig relevant

Die schwierigste Berufsbelastung für PfarrerInnen stellt nach der Befragung die laufende Erreichbarkeit dar. Insbesondere in ländlichen Gebieten wird von vielen eine Beeinträchtigung der Freizeit wahrgenommen. Bei den Wünschen zur Aus- und Fortbildung stehen die Fähigkeit zum seelsorgerlichen Gespräch sowie die Team-, Leitungs- und Motivationsfähigkeit an vorderster Stelle. „Weitaus weniger relevant“, so das Auswertungspapier, „ist es für die Befragten, theologisches Fachwissen, Schriftauslegung, Diskursfreudigkeit und Know-how in der Verwaltung zu fördern.“ VEPPÖ-Obmann Schumann sieht in dem positiven Ergebnis auch eine Bestätigung der Arbeit des Berufsverbandes der letzten Jahre. Wissenschaftlich betreut und ausgewertet wurde die Umfrage von Dr. Matthias Geist.

ISSN 2222-2464

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