Die Zuhörbank
Michael Chalupka über einen Urlauberseelsorger, der seinen Dienst sitzend ausübt
Michael Chalupka über einen Urlauberseelsorger, der seinen Dienst sitzend ausübt
Die Hirten und Hirtinnen reisen ihren Schäfchen nach. Jeden Sommer gibt es in Österreich rund 30 Pfarrerinnen und Pfarrer mehr als sonst. Die evangelische Kirche in Deutschland entsendet Seelsorger für die vielen Deutschen, die im wunderschönen Österreich Urlaube machen.
Kirchen sind ja immer ein touristisches Ziel. Sie sind Kulturdenkmäler und in der Sommerhitze oftmals ein kühler Ort. Sie werden besichtigt und fotografiert. Es gibt Kirchen, da staut sich die Schlange derer, die ein Motiv für ihren Instagram-Auftritt suchen, bis auf den Vorplatz hinaus.
Manche besuchen die Kirchen, um selbst zur Ruhe zu kommen, ein wenig abzuschalten, eine Kerze zu entzünden für jemanden, der es gerade schwer hat, oder ein Gebet zu sprechen. Kirchen sind aber auch Orte der Gemeinschaft, die zum gemeinsamen Feiern, Singen und Zuhören einladen, oder auch im Anschluss an den Gottesdienst zum Gespräch. Dort kommen Urlauber auch mit den Menschen vor Ort in Kontakt.
Einer der Urlauberseelsorger versieht seinen Dienst sitzend. Er setzt sich auf eine Bank und stellt eine Tafel neben sich mit der Aufschrift „Zuhörbank“, so kommt er mit den Vorbeispazierenden ins Gespräch. Manchen hört er zu, manchen erzählt er etwas, was ihn bewegt. Man muss kein Urlauber sein, um sich zu ihm zu gesellen. Wenn Sie ihn sehen, setzen sie sich doch zu ihm, dann freut er sich. Und wer weiß, vielleicht ziehen Sie danach bereichert weiter.
ISSN 2222-2464