24.09.2023

„Guten Morgen, liebe Sorgen…“

Julia Schnizlein über die Sehnsucht, jemandem alle Sorgen und Nöte anzuvertrauen

Im Sorgenfresser steckt die Sehnsucht nach einem Ort, einem Menschen oder einem Gott, bei dem man all seine Sorgen und Nöte ablegen kann, schreibt Julia Schnizlein. (Foto: pixabay / Alexas_Fotos)

Julia Schnizlein über die Sehnsucht, jemandem alle Sorgen und Nöte anzuvertrauen

„Guten Morgen, liebe Sorgen… seid ihr auch schon alle da, habt ihr auch so gut geschlafen, na dann ist ja alles klar.“ Naja. Ganz so klar und leicht, wie Jürgen von der Lippe es in seinem Ohrwurm singt, ist es leider nicht. Oft schlafen die Sorgen nämlich nicht. Im Gegenteil. Meist kommen die Gedanken an steigende Lebenshaltungskosten, Klimawandel, Krankheiten oder Jobverlust nachts, und dann rauben sie uns den Schlaf. Wer sich Sorgen macht, der spürt das nämlich auch körperlich, denn unser Gehirn kann nicht unterscheiden, ob wir uns etwas Schlimmes nur ausmalen oder tatsächlich erleben. Und so ziehen sich bereits beim Gedanken an eine schwere Krankheit die Muskeln zusammen, das Herz schlägt schneller, wir atmen flacher und finden keine Ruhe mehr.

Sorgen können krank machen, daher gibt es unzählige Ratgeber und Techniken, mit deren Hilfe man lernen soll, Sorgen loszulassen. Eine süße Erfindung für Kinder ist der sogenannte „Sorgenfresser“, eine Stofffigur mit einem großen Reißverschlussmund. Dazu gibt es Sorgenzettel, auf die man seine Nöte und Sorgen notieren und damit den Sorgenfresser „füttern“ kann. Die niedlichen Plüschfiguren sollen dabei helfen, sich den eigenen Ängsten zu stellen, sie zu artikulieren und dadurch bereits loszulassen.

Im Sorgenfresser steckt die Sehnsucht nach einem Ort, einem Menschen oder einem Gott, bei dem man all seine Sorgen und Nöte ablegen kann. Jemand, der einen kennt – vor dem man sich nicht verstellen muss. Allerdings hätte man diesen Jemanden nicht neu erfinden müssen. Es gibt ihn bereits, er lässt sich nur nicht so gut kuscheln und knuddeln wie ein Sorgenfresserchen.

Die Rede ist von Gott. „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch!“ Der Spruch stammt aus dem 1. Petrusbrief und wurde rund 100 Jahre nach Christi Geburt aufgeschrieben. Er ist also fast 2.000 Jahre alt!

Bevor Sie also Geld in Ratgeberliteratur oder Stofffiguren investieren, versuchen Sie, Ihre Sorgen jenem anzuvertrauen, der seit Jahrtausenden als erprobter und bewährter Sorgenfresser über uns wacht. Dem wir vertrauen können, wenn er sagt: Fürchte dich nicht! Es gibt Dinge, die nicht in Deiner Macht stehen. Es kommt immer anders, als Du denkst. Aber immer bin ich da.

ISSN 2222-2464

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