31.10.2021

Gedanken, die die Welt verändern

Julia Schnizlein über die Thesen Martin Luthers

"Luther wollte nie eine neue Kirche gründen, dennoch veränderten seine Gedanken die damalige Welt." Foto: epd/Uschmann

Julia Schnizlein über die Thesen Martin Luthers

Es war eine dunkle, stürmische Herbstnacht, als der junge Theologieprofessor und Augustinermönch Martin Luther am 31. Oktober 1517 95 Thesen an seine Kirchentür schlug. Die Hammerschläge schallten nicht nur durch Wittenberg, sie erschütterten ganz Europa…

Ob es wirklich ein so theatralischer Akt war, oder ob Luther seine Thesen einfach per Brief verschickte, sei dahingestellt. Revolutionär war der Inhalt seines Schreibens. Luther prangerte darin die damalige Kirchenpraxis an. Die Kirche habe sich viel zu weit von Jesus und seiner Lehre entfernt. Aus dem Ablass sei ein Geschäft geworden. Das Leben der Päpste und Bischöfe sei von Prunksucht gezeichnet. Luther forderte eine Rückbesinnung der Kirche auf die Wurzeln: zurück zu Jesus Christus und zu seinem Wort.

Der knapp 34-Jährige war damals auf der innigen Suche nach einem gnädigen Gott. Er fand ihn in der Bibel und wollte ihn allen zugänglich machen. Also übersetzte er die Bibel aus den Originalsprachen ins Deutsche, so dass alle selbst in ihr lesen konnten. Bis dahin war das Bibellesen den Klerikern vorbehalten. Sie hatten bis dato auch das alleinige Deutungsmonopol.

Luther wollte nie eine neue Kirche gründen, dennoch veränderten seine Gedanken die damalige Welt. Schlussendlich führten die reformatorischen Ideen zur Kirchenspaltung. In Österreich begründet sich die Evangelische Kirche Augsburger Bekenntnis, A.B., auf die Gedanken Luthers. Zu ihr zählen rund 265.000 Menschen. Weltweit sind es knapp 77 Millionen.

Auch wenn Luther bei weitem kein Heiliger war und manche seiner Schriften heute abgelehnt werden, inspirieren seine reformatorischen Gedanken bis heute. Einige evangelische Kernthesen haben wir in der Lutherischen Stadtkirche in Wien auf unsere Kirchentür geheftet (nicht gehämmert). Dort lesen Sie:

Gott liebt dich, so wie du bist. Du musst dir diese Liebe nicht verdienen.

Jeder Mensch hat dieselben Rechte und Freiheiten vor Gott.

Jeder Mensch kann sich direkt an Gott wenden, es braucht keinen Vermittler.

Als freie Menschen sind wir nur Gott und unserem Gewissen verpflichtet.

Das bedeutet eine hohe Selbstverantwortung.

Evangelische Kirchen sind demokratisch organisiert. Alle Ämter stehen Frauen und Männern gleichermaßen offen.

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@juliandthechurch

ISSN 2222-2464

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