28.10.2020

Fresach: Frauenrechtlerin Seyran Ateş eröffnet Toleranzgespräche 2021

„Fordert aktives Eintreten gegen falsche Werte und überholte Vorstellungen“

Ateş soll in Fresach über ihre Positionen zu Europa und dem Umgang mit ethnischen Minderheiten sprechen. Foto: epd/Stefan Arend

„Fordert aktives Eintreten gegen falsche Werte und überholte Vorstellungen“

Villach/Fresach/Berlin (epdÖ) – Die türkisch-deutsche Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ateş wird die Europäischen Toleranzgespräche 2021 im Kärntner Bergdorf Fresach eröffnen. Das teilten die Organisatoren der Tagung mit, die alljährlich vor Pfingsten stattfinden. Ateş ist Initiatorin und Mitbegründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, die sich um eine zeitgemäße und geschlechtergerechte Auslegung des Koran bemüht und nach eigenen Angaben einen „progressiven und inklusiven Islam“ leben will. Für ihre interkulturelle Arbeit erhielt sie zahlreiche internationale Auszeichnungen, aber auch Morddrohungen.

In Fresach werde die Rechtsanwältin über ihre Positionen zu Europa und dem Umgang mit ethnischen Minderheiten, aber auch politischen Extremen und Nationalismen sprechen, heißt es in der Aussendung weiter. Seyran Ateş gehe es dabei nicht um eine Verurteilung von religösen oder nationalen Traditionen, sondern um Aufklärung und Gleichberechtigung, vor allem aber um ein Ende der Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen. „Ihr integrations- und sozialpolitisches Engagement erschöpft sich nicht allein in Toleranz und Akzeptanz gegenüber Andersdenkenden, sie fordert auch ein aktives Eintreten gegen falsche Werte und überholte Vorstellungen.“

Seyran Ateş war Mitglied der Deutschen Islamkonferenz und beriet den Integrationsgipfel der Bundesregierung in Berlin. Wegen ständiger Anfeindungen ihrer islamkritischen Ansichten legte sie im Jahr 2006 vorübergehend ihre Anwaltszulassung nieder und zog sich 2009 ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Drei Jahre später nahm sie ihre Anwaltstätigkeit wieder auf und vertritt seither vor allem hilfesuchende Frauen. Ab 2016 wirkte sie an der Gründung der ersten Moschee mit, in der Frauen und Männer gemeinsam beten dürfen und ließ sich selbst zur Imamin ausbilden. Ihr Buch „Selam, Frau Imamin“ wurde ein Bestseller.

Die Europäischen Toleranzgespräche in Fresach verstehen sich nach eigener Aussage als „Ort für den Gedanken- und Wissensaustausch über gesellschaftliche, kulturelle und politische Fragen der Zeit“. Das historische Forum sei zugleich ein Platz von hoher symbolischer Bedeutung, da er den Zusammenhalt und die Handlungsfähigkeit Europas über politische, ethnische, sprachliche und religiöse Grenzen hinaus versinnbildlichen und auch stärken solle. Die 7. Europäischen Toleranzgespräche finden vom 19. bis 22. Mai 2021 in Villach und Fresach statt. Seyran Ateş wird das Europaforum am 20. Mai um 9.30 Uhr eröffnen.

ISSN 2222-2464

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