26.11.2020

Digitales Archiv macht evangelische Synodenresolutionen aus sieben Jahrzehnten zugänglich

Dokumente begleiten Wandel der öffentlichen Debatte

Die Sammlung ist ein kirchenrechtlicher und kirchenhistorischer Fundus, aber auch ein Indikator für die Fragen der Zeit. Foto: epd/Uschmann.

Dokumente begleiten Wandel der öffentlichen Debatte

Wien (epdÖ) – „Die Generalsynode richtet an alle Evangelischen in Österreich die eindringliche Mahnung, ihr Gewissen und ihr Verhalten vor Gott zu prüfen und dem Antisemitismus, wo immer er sich zeigt, ebenso wie auch jedem anderen Hass zwischen Rassen und Religionen, Völkern und Staaten, Klassen und Parteien offen entgegenzutreten.“ Erschreckend vertraut klingen diese Zeilen, und erschreckend aktuell nach dem jüngsten Terroranschlag in der Wiener Innenstadt Anfang November. Und doch ist schon mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen, seit sie die Generalsynode der Evangelischen Kirche A. und H.B. in einem seelsorgerlichen Wort über Christen und Juden an ihre Gemeinden richtete. Nachzulesen ist das im November 1965 in Wien beschlossene Dokument seit kurzem in einem Online-Archiv, das Resolutionen der Synoden A.B., H.B. sowie der gemeinsamen Generalsynode aus sieben Jahrzehnten jetzt einer breiten Öffentlichkeit im Volltext zugänglich macht.

Zu finden sind da zum einen Dokumente von bemerkenswerter Aktualität – etwa ein Appell an die Internationale Klimakonferenz (2009), ein Schreiben über das „gemeinsame Haus Europa“ (1998) oder die Bedeutung des Zivildienstes (1988); zum anderen mehrere Resolutionen zu dem Dauerthema Asyl und Fremdenrecht, aber auch ökumenische Dokumente wie die „Charta Oecumenica“ von 2001 oder die Denkschrift zur Biomedizin aus demselben Jahr.

Die Sammlung von Resolutionen, seelsorgerlichen Schreiben und weiteren Dokumenten ist damit nicht nur ein kirchenrechtlicher und kirchenhistorischer Fundus, sondern dient zeitgeschichtlich Interessierten als Indikator dafür, welche gesellschaftspolitischen Fragen das Land seit der Nachkriegszeit beschäftigt haben – und vor allem: Welche Fragen davon bis heute nicht beantwortet sind.

Zusammengetragen und aufbereitet haben die Dokumente Ulrike Pichal und Elfriede Chrun aus dem Kirchenamt. Zu finden ist das digitale Archiv, das laufend erweitert wird, auf der Plattform kirchenrecht.at.

ISSN 2222-2464

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