10.02.2024

Das achte Gebot

Michael Chalupka über die Macht des Wortes

Falschaussagen können eine verheerende existentielle Wirkung haben. (Pixabay / Tumisu)

Michael Chalupka über die Macht des Wortes

Du sollst nicht töten. Du sollst nicht stehlen. Du sollst Vater und Mutter ehren. Bei den zehn Geboten geht es ums Ganze. Das, was das Leben ausmacht. Das Gebot: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“, scheint da auf den ersten Blick aus der Reihe zu tanzen. Geht es doch nur ums Reden. Stellt man dieses Gebot aber in den Rahmen eines Gerichtsprozesses wird deutlich, dass es verheerende existentielle Folgen haben kann. Eine Falschaussage kann über Gefängnis oder in früheren Zeiten auch über Leben und Tod entscheiden.

Martin Luther fasst in seinem großen Katechismus die Bedeutung des Gebotes aber weiter und schärfer: „Außer unserem eigenen Leib, unserem Ehegemahl und unserem zeitlichen Gut haben wir noch einen Schatz, den wir auch nicht entbehren können, nämlich Ehre und guten Ruf.“ Der gute Ruf ist ein Schatz. Wird er zerstört, kann ein Leben zerstört werden.

Es klingt erstaunlich aktuell, wenn Luther die Hetzer und selbsternannten Jäger beschreibt, die versuchen, den guten Ruf anderer mit Gerüchten und Halbwahrheiten herabzuwürdigen. „Wenn sie ein Stücklein von einem andern wissen, so tragen sie es in alle Winkel, kitzeln und kraulen sich vor Behagen, dass sie den Unrat eines andern aufrühren können.“

„Denn es gibt nichts an und im ganzen Menschen, was mehr und weiter Gutes schaffen oder Schaden tun kann, als die Zunge, die doch das kleinste und schwächste Glied ist.“

ISSN 2222-2464

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Gebot | Chalupka

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