23.12.2014

Bünker: Kirchen treten ein für Europa der Vielfalt

"Pegida verbreitet Rassismus und Fremdenfeindlichkeit", warnt der Bischof im Ö1-"Zwischenruf"

Kirchen treten ein für ein friedliches Zusammenleben ohne Radikalismus und Hetze, erklärt Bischof Michael Bünker angesichts der Pegida-Aufmärsche in Dresden. (Foto: Wikimedia/Kolossos)

„Pegida verbreitet Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“, warnt der Bischof im Ö1-„Zwischenruf“

Wien (epdÖ) – Klar abgelehnt hat der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker die Anti-Islam-Bewegung „Pegida“ („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“). „Das ausländer- und islamfeindliche ‚Abendland‘, das Pegida angeblich retten will, hat nichts zu tun mit dem Europa, für das sich die Kirchen einsetzen“, erklärte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker in der Ö1-Sendung „Zwischenruf“ am Sonntag, den 21. Dezember. Die Kirchen, so Bünker, treten ein für ein Europa der Vielfalt auf der „verlässlichen Grundlage der Menschenrechte“, für ein friedliches Zusammenleben ohne Radikalismus auf jeder Seite, für gegenseitigen Respekt und Anerkennung verschiedener Kulturen und Religionen. Denn das sei die Stärke Europas, während alle Vereinheitlichungstendenzen früher oder später zu Ausgrenzungen führten. „Evangelische haben das selbst erlebt und wissen den Wert der Freiheit hoch zu schätzen“, erinnert der Bischof, der auch Generalsekrektär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa ist.

Bünker geht im „Zwischenruf“ auf die Situation in Dresden ein, das in den letzten Wochen zum „Aufmarschort von Islamfeindlichkeit und Islamhetze“ geworden sei. Die Protestbewegung versammle „Bürger und Bürgerinnen, die ihre Existenzsorgen, ihre Politikverdrossenheit und ihre Zukunftsängste von Rechtsextremen und Hetzern gegen Zuwandernde und Muslime instrumentalisieren lassen“.

Besonders provokant findet Bünker, dass Pegida bewusst an die Bürgerbewegungen vor 25 Jahren anknüpfe, auch mit der „schamlosen“ Aneignung der damaligen Parole „Wir sind das Volk“. Pegida mache Stimmung gegen Flüchtlinge und verbreitete Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. „Und das hat mit Menschenwürde, Freiheit und Demokratie – den Werten der friedlichen Revolution von 1989 – nichts, rein gar nichts zu tun“, hält der Bischof fest.

Die Politik, so Bünker weiter, finde „erst nach einer Schrecksekunde“ zu Antworten. Klare Strategien, wie mit diesem neuen Phänomen umgegangen werden soll, fehlten weitgehend. Deutlich anders als 1989 sei die Stellung der Kirchen: „Während sie bei der friedlichen Revolution aktiv mitgeholfen haben und die größten Demonstrationen ihren Ausgang in den Kirchen genommen hatten, stehen sie heute auf der anderen Seite und unterstützen die Menschen, die gegen die Verhetzung eintreten. Hat sich nicht deshalb Gott ausgerechnet als jüdisches Flüchtlingskind unter die Menschen bringen lassen, damit Würde und Respekt, Menschlichkeit und Menschenrecht Einzug halten in der Welt? Ich zumindest verstehe die Weihnachtsbotschaft genau so“, meint der Bischof abschließend.

Das „Pegida“-Bündnis hatte bei den wöchentlichen Demonstrationen in Dresden zuletzt 15.000 Menschen auf die Straße gebracht. Es tritt unter anderem für eine Verschärfung des Asylrechts ein und begründet dies mit einer angeblich drohenden Überfremdung des Landes. Die Kirchen distanzieren sich von der Anti-Islam-Bewegung. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, appellierte an die politische Verantwortung jedes Einzelnen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief dazu auf, das rechtspopulistische Bündnis strikt abzulehnen, bei pauschalen Angriffen auf eine Religion, Flüchtlinge oder Asylbewerber „müssen wir in aller Klarheit ‚Nein‘ sagen“.

Bünkers „Zwischenruf“ kann hier nachgelesen und bei „7 Tage Ö1“ im Internet nachgehört werden.

ISSN 2222-2464

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Bünker | Islam

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