22.06.2005

Bünker: „Kirchen müssen mehr zum Schutz von Kindern tun“

Podiumsdiskussion zur Ausstellung "Hinschauen statt Wegschauen. Kinder brauchen Schutz - weltweit" im Wiener Albert-Schweitzer-Haus - Mehr kirchliches Engagement gegen Kinderprostitution und Kinderpornografie

Podiumsdiskussion zur Ausstellung „Hinschauen statt Wegschauen. Kinder brauchen Schutz – weltweit“ im Wiener Albert-Schweitzer-Haus – Mehr kirchliches Engagement gegen Kinderprostitution und Kinderpornografie

Wien (epd Ö) Mehr Engagement der Kirchen zum Schutz von Kindern hat der evangelische Oberkirchenrat Hon. Prof. Dr. Michael Bünker gefordert. Bünker äußerte sich am Dienstagabend im Rahmen einer Podiumsdiskussion zur Ausstellung „Hinschauen statt Wegschauen. Kinder brauchen Schutz – weltweit“ im Wiener Albert-Schweitzer-Haus. Ziel der Ausstellung ist es, Widerstand gegen die Ausbreitung der Kinderprostitution in den Zielländern des Ferntourismus zu mobilisieren. Trägerin der Ausstellung ist die österreichische „Plattform gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern“, die eng mit dem internationalen Netzwerk ECPAT zusammenarbeitet, dem zahlreiche kirchliche Organisationen angehören. Helga Konrad, OSZE-Sonderbeauftragte zur Bekämpfung von Menschenhandel, berichtete, dass der Menschenhandel und alle damit zusammenhängen Probleme trotz aller Bemühungen weltweit immer noch zunehme und die Opfer immer jünger würden.

Wie Oberkirchenrat Bünker unterstrich, gehe das zunehmende weltweite Auseinanderklaffen von Arm und Reich besonders zu Lasten der Schwächsten, also der Kinder. Die schlimmsten Auswüchse seien die Kinderprostitution, die Infektion von Kindern mit dem HIV-Virus oder das Los der Kindersoldaten. Unvorstellbar sei auch, das jährlich sieben Millionen Kinder an Hunger sterben müssen. Dabei sei das tragische Los der Kinder keineswegs nur auf Entwicklungsländer beschränkt, so der Oberkirchenrat, der darauf hinwies, dass etwa in Deutschland zwei Drittel der Sozialhilfeempfänger Kinder seien, Tendenz steigend.

Die Kirchen müssten noch viel mehr als bisher öffentliches und innerkirchlichen Bewusstsein für das Problem schaffen und ihre Stimme „für jene Menschen erheben, für die sonst niemand die Stimme erhebt“, sagte Bünker. „Wenn Kirchen den großen Wert von Familie betonen, dann dürfen sie etwa auch zur Gewalt gegen Kinder und Frauen nicht schweigen“.

Karin Hintersteiner von ECPAT-Österreich stellte die internationale Kinderrechtsorganisation vor, die weltweit gegen Kinderpornografie, Kinderprostitution und Kinderhandel ankämpft. Ein Schwerpunkt von ECPAT seien von Anbeginn an Maßnahmen gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern durch Touristen gewesen. Seit 1997 gibt es den „Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung im Tourismus“, der in verschiedenen Zielländern sowie in Europa und den USA in Kooperation mit Reiseunternehmen und -verbänden umgesetzt werde, so Karin Hintersteiner, die auch für „Missio“-Austria (Päpstliche Missionswerke) tätig ist.

Major Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt musste eingestehen, dass Sextouristen in Österreich kaum verurteilt würden, weil es an stichhaltigen Beweisen fehle, umso wichtiger sei Präventionsarbeit in jeder Richtung.

Die Wanderausstellung „Hinschauen statt Wegschauen. Kinder brauchen Schutz – weltweit“ ist ab Donnerstag, 23. Juni, in der Zentrale von „Missio“-Austria (Seilerstätte 12, 1010 Wien) zu sehen.

ISSN 2222-2464

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