10.12.2003

Brücke für junge Flüchtlinge ins Erwachsenenleben

Evangelischer Flüchtlingsdienst startet in Wiener Neustadt neues Wohnprojekt - Pfarrgemeinde stellt Wohnräume zur Verfügung

Evangelischer Flüchtlingsdienst startet in Wiener Neustadt neues Wohnprojekt – Pfarrgemeinde stellt Wohnräume zur Verfügung

Wiener Neustadt, 10. Dezember 2003 (epd Ö) Der Flüchtlingsdienst der Diakonie Österreich eröffnete am 10. Dezember in der Döttelbachsiedlung in Wiener Neustadt ein spezielles Wohnprojekt für junge erwachsene Flüchtlinge. Möglich wurde dies durch die Unterstützung der evangelischen Pfarrgemeinde Wiener Neustadt, die dazu die geeigneten Wohnräume zur Verfügung stellt.

„Mit den in Wiener Neustadt zur Verfügung stehenden Wohnplätzen wollen wir ermöglichen, dass bis zu zwölf jugendliche, großjährig gewordene Flüchtlinge, die dem Hirtenberger Laura-Gatner-Haus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gewissermaßen „entwachsen“ sind, weiterhin in einem geschützten Umfeld in die Selbständigkeit hineinwachsen und zum Beispiel eine begonnene Lehre abschließen können“, erklärt Mag. Michael Bubik, Geschäftsführer des Flüchtlingsdienstes. Ohne diese Wohnplätze wären die Jugendlichen wieder auf das staatliche Bundesbetreuungssystem (meist ohne Betreuung) angewiesen oder würden auf der Straße stehen.

Die ersten Bewohner des Wohnprojekts sind ein erwachsen gewordener Jugendlicher aus dem Laura-Gatner-Haus sowie fünf tschetschenische Frauen, darunter zwei Mütter mit drei bzw. vier Kindern, die sich seit einem halben Jahr in Österreich befinden, schwer traumatisiert sind und von Obdachlosigkeit bedroht waren.

Die Wohnräume – es handelt sich dabei um die ehemalige Pfarrerwohnung der kleinen Kirche der Döttelbachsiedlung – werden dem Flüchtlingsdienst von der Pfarrgemeinde Wiener Neustadt kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Anfangsfinanzierung erhielt das Projekt aus der österreichweiten Erntedankkollekte der evangelischen Pfarrgemeinden. Die Betriebs- und Betreuungskosten werden vom Flüchtlingsdienst getragen.

Der Realisierung des Projekts war eine intensive Diskussion der Pfarrgemeinde über die Nutzung der Räumlichkeiten vorangegangen. „Wir wollten sicherstellen, dass die jetzige Nutzung durch viel Informationsarbeit innerhalb der Pfarrgemeinde von einer breiten Basis getragen wird“, so Pfarrer Dr. Johann Holzkorn von der Auferstehungskirche Wiener Neustadt. Auch die Stadtgemeinde unter Bürgermeisterin Traude Dierdorf wurde von Anfang an eingebunden. Ein von der Stadtgemeinde unterstützter Streetworker-Verein wird sich vor Ort um ein harmonisches Miteinander von SiedlungsbewohnerInnen und Flüchtlingen kümmern.

Renoviert wurden die Wohnräume, die mehr als ein Jahr leer standen, von den Bewohnern des Laura-Gatners-Hauses in Hirtenberg. Der Mietvertrag mit dem Diakonie Flüchtlingsdienst ist vorläufig bis zum Juli 2005 befristet. Danach können alle Beteiligten neu entschei-den, ob das Projekt fortgesetzt werden soll.

Das im Jahr 2000 eröffnete Laura-Gatner-Haus des Diakonie-Flüchtlingsdienstes ist ein Zuhause für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus der ganzen Welt. Zurzeit werden dort 36 Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren beherbergt. Geleitet wird es von Mag. Gertrude Sturm. Das Laura-Gatner-Haus ist auch für die Betreuung der in Wiener Neustadt untergebrachten Flüchtlinge zuständig.

www.laura-gatner-haus.at

ISSN 2222-2464

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