16.05.2007

Bischofswahl: Die fünf Kandidaten

Für die Mitglieder der Synode haben die Kandidaten Selbstvorstellungen verfasst

Für die Mitglieder der Synode haben die Kandidaten Selbstvorstellungen verfasst

Wien (epd Ö) – Fünf Kandidaten stellen sich der Wahl zum Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Kandidieren werden Oberkirchenrat Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker (Wien), Senior Mag. Michael Guttner (Feld am See), der steirische Superintendent Mag. Hermann Miklas, Senior Mag. Friedrich Rößler (Steyr) und der Kärntner Superintendent Mag. Manfred Sauer. Für die Mitglieder der Synode, die am 1. Juni in Eisenstadt den neuen Bischof wählen werden, haben die Kandidaten Selbstvorstellungen verfasst.

 

Bünker: Wachsende Kirche mit glaubwürdiger Botschaft

 

Der lutherische Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker wurde 1954 in Leoben geboren. Nach der Volksschule in Radenthein und dem Gymnasium in Villach studierte er Evangelische Theologie in Wien. Der Tätigkeit im Religionsunterricht und dem Lehrvikariat in Wien-Döbling folgte 1981 die Promotion in Evangelischer Theologie. Ein Jahr später wurde Bünker ordiniert und zum Pfarrer der weiteren Pfarrstelle der evangelischen Pfarrgemeinde Wien-Floridsdorf gewählt. Die Bestellung zum Direktor der Evangelischen Religionspädagogischen Akademie in Wien erfolgte 1991. Acht Jahr später wählte die Synode Bünker zum geistlichen Oberkirchenrat in der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Seit 2003 lehrt er als Honorarprofessor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien. Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) bestellte ihn im Herbst 2006 zum Generalsekretär. Bünker ist verheiratet, hat zwei Kinder und ein Enkelkind.

 

„Wachsende Kirche werden“ – das ist das Ziel, für das Bünker bereit ist, das Bischofsamt zu übernehmen. Die „wachsende Kirche“ wolle als missionarische Kirche „mehr Menschen zu einem Leben aus dem Evangelium ermutigen“. Für eine glaubwürdige Botschaft brauche eine wachsende Kirche Mission und Diakonie. Sie erhebt, wie Bünker schreibt, ihre Stimme für Menschenrecht und Menschenwürde, für Gerechtigkeit, Frieden und nachhaltige Entwicklung. Bünker möchte sich einsetzen für eine „offene und reformbereite Kirche“. Durch seine Funktion als Generalsekretär der GEKE werde die Evangelische Kirche „sowohl in Ökumene und Öffentlichkeit in Österreich als auch in Europa stärker wahrgenommen“. Zu den genuinen Aufgaben des geistlichen Bischofsamtes zählt Bünker die „Ordination und Visitation“ ebenso wie die Sorge um die Lebens- und Arbeitsbedingungen von haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in einer „Kultur der Wertschätzung“.

 

Guttner: Kirche „sichtbar evangelisch“ zeigen

 

Der Kärntner Senior Mag. Michael Guttner aus Feld am See wurde 1962 in Villach geboren. Nach dem Besuch der Volksschule besuchte er das Gymnasium in Perau, wo er 1980 die Matura ablegte. Guttner studierte Evangelische Theologie in Wien und Tübingen und absolvierte sein Lehrvikariat in Bruck an der Mur und Judenburg. Nach seiner Ordination 1987 in Feld am See und einem Studienjahr in Wien ist er seit 1988 als Pfarrer in Feld am See tätig. Außerdem lehrt Guttner am Martin-Luther-Kolleg Dogmatik und Ethik. Derzeit ist der Senior Vizepräsident der Synode sowie der Generalsynode und gehört synodalen Fachausschüssen an. Guttner ist Geschäftsführer des Gustav-Adolf-Vereins in Österreich und stellvertretender Vorsitzender in der österreichischen Kommission der Evangelischen Kirchen für Europafragen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

 

Mit dem Bischofsamt in der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich sieht Guttner „eine große Herausforderung und Chance“ verbunden, „einen wichtigen Beitrag zu leisten, damit unsere Kirche im öffentlichen Leben und in der Ökumene ‚sichtbar evangelisch’ ist.“ Als Bischof möchte Guttner „versuchen, gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meinen Beitrag zu leisten, um eine ‚wachsende Kirche’ zu sein“. Da er sich als „Brückenbauer“ versteht, will Guttner als Bischof „das Gespräch mit den unterschiedlichen Gruppen in Kirche und Gesellschaft suchen“. Auf den verschiedenen Ebenen seiner Kirche liegen ihm „Offenheit, Transparenz und der gegenseitige Austausch am Herzen“. Richtungsweisende Entscheidungen müssten, so Guttner in seiner Vorstellung, von einem „Magnus Consensus“ getragen sein.

 

Miklas: Option für die Mühseligen und Beladenen

 

Der steirische Superintendent Mag. Hermann Miklas wurde 1953 in Graz geboren. Nach der Matura 1971 führte ihn das Studium der Evangelischen Theologie nach Wuppertal, Heidelberg und Wien, wo er im Juni 1977 an der Evangelisch-Theologischen Fakultät das Examen pro candidatura ablegte. Sein Lehrvikariat verbrachte er in Voitsberg, wo er 1979 ordiniert wurde und einige Jahre als Pfarrer tätig war. Anschließend wirkte er als Pfarrer an der Lutherischen Stadtkirche in Wien. Seit 1999 bekleidet Miklas das Amt des steirischen Superintendenten. Der Superintendent ist Mitglied der Synode und gehört als Prüfer für den Bereich Seelsorge der Prüfungskommission für die Pfarramtsprüfung an. Derzeit ist der Superintendent außerdem Obmann des Theologischen Ausschusses der Synode der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich und Vorsitzender des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. Miklas ist verheiratet und hat einen Sohn.

 

Er stehe für die „Verbindung von visionärem Denken und konsequenter Umsetzung“, so Miklas. Für die Evangelisch-lutherische Kirche gelte es, „Elemente einer zeitgemäßen Spiritualität wie auch das reiche Erbe der Aufklärung erkennbar im evangelischen Profil zu verankern“. Dazu gehöre „die Fähigkeit, insbesondere auch in der Kategorie des Paradoxen“ zu denken. Miklas verweist auf die „Option für die Mühseligen und Beladenen“ als „wesentlicher Auftrag für unsere Kirche“, die sich „positiv durch genuine Parameter statt durch Abgrenzung“ definiere. Das Amt des Bischofs versteht er „als Repräsentant der Einheit der Evangelischen Kirche in Österreich in all ihrer Vielfalt nach innen und nach außen“. Dabei sei es „eine der wichtigsten Aufgaben, sich selber und unserer Kirche immer wieder Fragen zu stellen und Gestalt und Bestimmung der Kirche stets neu auf ihren Grund zurückführen“. Der inhaltliche Erfolg, so Miklas, werde sich „in Zukunft mehr denn je an der Basis entscheiden“.

 

Rößler: Standpunkt aus evangelischer Sicht einbringen

 

Senior Mag. Friedrich Rößler aus Steyr wurde 1951 im deutschen Karlsruhe geboren und besuchte das Gymnasium in Pforzheim. Sein Theologiestudium führte ihn nach Tübingen und Basel. Das Lehrvikariat absolvierte er in Saalfelden, wo er 1978 auch ordiniert wurde. Bis 1993 war Rößler als Pfarrer in Linz-Urfahr tätig. Seither ist er Pfarrer in Steyr und arbeitet auch in der Gefängnisseelsorge in Garsten. Das Amt als Senior in der Diözese Oberösterreich bekleidet Rößler seit 20 Jahren. Er ist Mitglied der oberösterreichischen Lektorenleitung, der Synode der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich und der Generalsynode der Evangelischen Kirche A. und H.B. in Österreich. Außerdem arbeitet er im Theologischen Ausschuss der Synode A.B. mit und ist Obmann des Ausbildungsausschusses der Synode A.B.; Rößler ist verheiratet und hat drei Kinder.

 

„Wenn das Evangelium verständlich und lebensnah in die Situation der Menschen hineingesprochen und in unseren Gemeinden gelebt wird, wächst das Interesse an unserem Glauben.“ Rößler meint dazu: „Wir können wieder wachsende Kirche werden.“ Deshalb möchte er als Bischof auch „Seelsorger und Verkündiger des Evangeliums“ sein. Bei gesellschaftspolitischen Fragen will er „Standpunkt und Perspektiven, die sich aus unserer evangelischen Sicht ergeben“, einbringen. Der Senior legt in der Ökumene „im Wissen um die gemeinsamen Grundlagen Wert auf einen geschwisterlichen Umgang“. Zugleich möchte er die Unterschiede „zur Sprache bringen und erreichen, dass wir uns gemeinsam um die Einheit bemühen“. Ihm ist wichtig, dass „kirchenleitendes Handeln im Einklang mit der Basis“ erfolgt. Innerkirchliche Reibungsverluste sollten möglichst gering gehalten und die Effizienz erhöht werden.

 

Sauer: Evangelisch im kritischen gesellschaftlichen Diskurs

 

Der Kärntner Superintendent Mag. Manfred Sauer wurde 1960 in Bernstein im Burgenland geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium in Oberschützen, an dem er 1979 die Matura ablegte. Von 1979 bis 1985 studierte Sauer Evangelische Theologie in Wien und Hamburg. Nach seinem Lehrvikariat in Zell am See wurde Sauer 1988 in Bernstein ordiniert und war anschließend als Pfarrer in Pörtschach tätig. Sauer ist seit Jänner 1996 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. 1999 erfolgte seine Wahl zum Kärntner Senior, seit März 2001 ist Sauer Superintendent der Evangelischen Diözese A.B. Kärnten und Osttirol. Darüber hinaus ist der Superintendent als stellvertretender Obmann der Evangelischen Akademie Kärnten tätig. Sauer ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

 

Die evangelische Stimme werde im kritischen Diskurs unserer Gesellschaft gehört, betont Sauer. In einer Zeit wachsender sozialer Spannungen sei „unsere Solidarität mit den Geringsten gefragt und Widerstand notwendig, wenn es gilt, ungerechte Strukturen aufzuzeigen“. Sauer bejaht „die Vielfalt evangelischer Gemeindeformen“, kleine Gemeinden dürften „nicht dem Sparstift geopfert“ werden. In der Frage der „europäischen Integration mit reformatorischem Profil“ gelte es, „zusammenzuarbeiten und die neuen europäischen Kontakte fruchtbringend zu nützen“. Der Superintendent hält es in der Ökumene für „wichtig, intensiven Kontakt und gegenseitigen Austausch zu pflegen“. Ziel sei, „gemeinsam das Abendmahl feiern zu können“. Die Bildungsarbeit gehöre zu den wesentlichen Säulen evangelischer Identität. Der Dialog mit KünstlerInnen bereichere das eigene theologische Denken. Direkt Menschen anzusprechen, die aus der Kirche ausgetreten sind, ist ihm ein besonderes Anliegen.

ISSN 2222-2464

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