03.08.2004

Bischof Sturm: Vertrauen „gründlich beschädigt“

Skandal im St. Pöltener Priesterseminar berührt alle Kirchen. Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer werden lange und sorgfältig ausgebildet

Skandal im St. Pöltener Priesterseminar berührt alle Kirchen. Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer werden lange und sorgfältig ausgebildet

Wien, 3.8.2004 (epdÖ) „Gründlich beschädigt“ ist nach den Worten des Bischofs der Evangelischen Kirche A.B., Mag. Herwig Sturm das Vertrauen in die Kirchen durch den Skandal im St. Pöltener Priesterseminar. „Die Menschen unterscheiden nicht mehr nach Konfession oder Kirche. Wir Christen sitzen in einem Boot, was die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit betrifft.“ sagte der Bischof am 2. August in einem Interview in der ORF-Hörfunksendung „Praxis – Religion und Gesellschaft“.

Allerdings sei auch in der Evangelischen Kirche die Herausforderung in der kirchlichen Arbeit für junge Theologen und Theologinnen, die vom Studium an der Universität in die Pfarrgemeinden kommen, groß. Niemand könne die Hand ins Feuer legen, wie die jungen Frauen und Männer diesen Lernprozess bewältigten.

Zur Ausbildung des theologischen Nachwuchses in der Evangelischen Kirche betonte Sturm: „Wir haben keine Seminare. Es ist uns wichtig, bei der Ausbildung keine Inzucht zu betreiben.“ Vielmehr sollten sich die evangelischen Theologinnen und Theologen bereits während des Studiums wie alle anderen Studierenden „in der Welt bewähren“. Sturm weiter: „Wir hoffen, dass sie nach ihrem Studium bereits eine Reifeprozess hinter sich haben.“ Der Bischof schilderte den langen kirchlichen Ausbildungsgang angehender evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer und erklärte: „Diese Zeit einer gegenseitigen Prüfung ist notwendig.“ Auch hätten die Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden, die die Pfarrerinnen und Pfarrer zu wählen haben, auf deren Lebenswandel zu achten.

„Kultur des Familienlebens“ im evangelischen Pfarrhaus

Zur Frage des Zölibats in der römisch-katholischen Kirche erklärte Sturm: „Wir haben es leichter, da wir seit der Reformation auf den Zölibat verzichten.“ Daher habe sich im evangelischen Pfarrhaus eine „Kultur des Familienlebens“ herausgebildet. Als Problem nannte der Bischof in diesem Zusammenhang die Scheidung von Pfarrerehen. Zehn Prozent der Ehen von Pfarrerinnen und Pfarrern in Österreich würden geschieden. Das sei jedoch lediglich ein Drittel der allgemeinen durchschnittlichen Scheidungsziffer. Eine Herausforderung für die Kirche stellten homosexuelle Pfarrer dar. Sie würden jedoch von den Gemeinden akzeptiert.

ISSN 2222-2464

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