30.10.2006

Bischof Huber: Europäische Einigung ist Provokation, Ärgernis und Herausforderung

Ratsvorsitzender der EKD sprach auf Symposium in Wien über die Bedeutung der Kirchen in Europa für den europäischen Einigungsprozess

Ratsvorsitzender der EKD sprach auf Symposium in Wien über die Bedeutung der Kirchen in Europa für den europäischen Einigungsprozess

Wien (epd Ö) – „Die europäische Einigung ist eine Provokation, ein Ärgernis und eine Herausforderung für die Kirchen in Europa.“ Das erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischof der Evangelischen Kirche Berlin – Brandenburg – Schlesische Oberlausitz, Dr. Wolfgang Huber, im Rahmen eines Symposiums am 30. Oktober in Wien. Zu diesem Symposium hatten die Rechtswissenschaftliche, die Evangelisch-Theologische und die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien eingeladen. Bischof Mag. Herwig Sturm verwies auf die gute Zusammenarbeit zwischen der Evangelischen Kirche in Österreich und der EKD „in Fragen der Kirche und ihrer Zukunft“. Moderiert wurde das Symposium vom juristischen Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Hon.-Prof. Dr. Raoul Kneucker. Er vertrat die These, dass sich die Kirchen selbst in einem europäischen Integrationsprozess befänden und die Zusammenarbeit der Kirchen zu einer stärkeren Profilierung der Kirchen untereinander führen werde. Die Neupositionierung der Kirchen in der europäischen Integration als „Akteure und Partner untereinander“ sei ein „Prozess, dessen Ende noch offen ist“. Als Teile der Zivilgesellschaft sind, so Kneucker, die Kirchen hier stark gefordert, ihre Organisationsseite dafür jedoch „nicht wirklich geeignet“. So müsste sich etwa die Römisch-katholische Kirche mit ihrer starken Ausrichtung auf den Vatikan die Frage stellen, welche Organisationsform zur Mitarbeit an der europäischen Integration passe.

„Die Kirchen müssen ihren Anteil an Europa neu bestimmen“, unterstrich Bischof Huber, allerdings ohne „Monopolanspruch auf die europäische Identität“. Von Anfang an habe sich christlicher Glaube in Europa auch mit unterschiedlichen Kulturen verbunden. Mehrfach sprach Huber die besondere Friedensverantwortung der Christen an. Zum Ärgernis der europäischen Einigung zählte der Ratsvorsitzende den Stillstand in der Frage nach einer Verfassung, auch wenn die österreichische Ratspräsidentschaft hier den Prozess vorangetrieben habe. Auf der Negativseite sieht Huber auch die inneren Unklarheiten über das politische Konzept Europas und das Schwanken zwischen einer Wirtschafts- und einer Wertegemeinschaft. Den Kirchen wäre es nicht gelungen, zu „besonders starken Akteuren im europäischen Einigungsprozess“ zu werden. Den europäischen Verfassungsprozess wieder in Gang zu bringen nannte Huber eine Herausforderung an die Kirchen in Europa. Huber: „Wenn die Kirchen ihren Beitrag in Europa leisten wollen, dann müssen sie die Formen ihres Mitwirkens verstärken und transparenter werden lassen.“

ISSN 2222-2464

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