15.07.2023

Auf der Durchreise

Michael Chalupka über eine Zeit der Erprobung

Auf Reisen führt man nur einen Bruchteil des Hausrats mit sich, mit dem man sein Leben zu leben gewohnt ist – so wird, wie Bischof Chalupka erklärt, die Reisezeit zu einer Zeit der Erprobung. (Foto: pixabay/stux)

Michael Chalupka über eine Zeit der Erprobung

Die Reisezeit beginnt. Ein Urlaubsreisender hatte sich vorgenommen, während seiner Sommerreise in einem Kloster Station zu machen. Freundlich wurde er aufgenommen. Als Schlafquartier bot man ihm eine freie Mönchszelle an. Darin standen ein Bett und ein Stuhl. Noch in der Tür stehend fragte er den Mönch, der ihn begleitete, voller Erstaunen: Und wo sind Ihre Möbel? – Ja, wo sind denn Ihre? erwiderte der. Verwirrt antwortete der Tourist: Ich bin doch bloß auf der Durchreise. Der Mönch lächelte: Wir doch auch.

Die Reisezeit ist eine Zeit der Erprobung. Man reist mit leichtem Gepäck. Auch wenn der Wagen und die Koffer voll sind, so führt man doch immer nur einen Bruchteil des Hausrats mit sich, mit dem man sein Leben zu leben gewohnt ist. Sich auf der Durchreise trotz aller Unsicherheit geborgen zu fühlen, ist eine hohe Kunst. Deshalb packen wir die Koffer so voll und schließen Reiseversicherungen ab, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

Als der Mönch den Touristen in seiner Zelle zurückließ, zeigte er ihm noch einen Schriftzug über der Eingangstür. Dort stand geschrieben: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“, ein Wort des Psalmisten, das war dem Mönch Versicherung genug. Möge jede Reise in diesem Sommer eine Reise zur Einübung in die Leichtigkeit des Seins werden und viel Glück und Segen bringen.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Chalupka | Psalm

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