11.01.2017

Villach und Klagenfurt sind Reformationsstädte Europas

Dichtes Programm für das Reformationsjahr 2017

In der Reformationsstadt Villach präsentierte Superintendent Sauer (2. v.r.) gemeinsam mit Superintendentialkuratorin Thelesklaf (2. v.l.), dem Villacher Bürgermeister Albel und der Klagenfurter Bürgermeisterin Mathiaschitz das vielfältige Programm zum Reformationsjubiläum. Foto: Stadt Villach/Oskar Höher.

Dichtes Programm für das Reformationsjahr 2017

Villach (epdÖ) – Mit einer Vielzahl an Aktivitäten und Veranstaltungen begehen die „Reformationsstädte“ Klagenfurt und Villach das Reformationsjubiläum 2017 – 500 Jahre Reformation. „Es ist für mich eine besondere Freude und ein deutlich sichtbares Zeichen der Wertschätzung, dass beide Stadtregierungen diese Entscheidung mittragen“, sagte der Kärntner evangelische Superintendent Manfred Sauer am Mittwoch vor Journalisten in Villach. Die Reformationsstädte Europas sind ein Projekt der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Europaweit tragen insgesamt 75 Städte den Titel „Reformationsstadt“, in Österreich sind es neben Klagenfurt und Villach die Städte Wien, Graz, St. Pölten, Steyr und Waidhofen an der Ybbs. In den Evangelischen Kirchen in Österreich steht das Reformationsjubiläum unter dem Motto „Freiheit und Verantwortung“.

Klagenfurt und Villach haben sich bereits kurz nach 1517 der Reformation angeschlossen. „Die 500-jährige wechselhafte Historie der Protestanten in Kärnten, von der Reformation bis in die Gegenwart, konnten wir bereits in der Landesausstellung 2011 dokumentieren und sichtbar machen“, erinnerte Superintendent Sauer. Er möchte das Jubiläumsjahr 2017 nützen, um die Kernbotschaften der Reformation in den Kontext der Gegenwart zu stellen: „Was bedeutet für uns heute Rechtfertigung allein aus Gnade? Wie gehen wir mit Freiheit und Verantwortung in Kirche und Gesellschaft um? Welche Kraft, Inspiration und Wegweisung schöpfen wir aus der Botschaft der Heiligen Schrift? Welche Konsequenzen für das persönliche Leben und Handeln bewirkt und fordert unser Glaube an Christus?“

„Wir waren die erste evangelische Stadt“, berichtete Villachs Bürgermeister Günther Albel. „Das 500-Jahr-Jubiläum des Protestantismus ist auch ein wichtiges Stück unserer Identität.“ Mehr als 6600 Villacherinnen und Villacher bekennen sich zum Protestantismus, das sind mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. Die Villacher Stadtpfarrkirche war ab dem Jahr 1526 bis zur Gegenreformation evangelisch. Gemeinsam mit Sauer stellte Albel das Villacher Jubiläumsprogramm vor, in dem auch Kunst eine wichtige Rolle spielt. Nahe der evangelischen Kirche wird die Annenheimer Künstlerin Nadja Brugger-Isopp eine Installation schaffen. Das Kunstwerk, 22 Stelen aus Edelstahl, soll bis zum Frühsommer fertig sein. Hier ist am 30. April auch eine Schwerpunktveranstaltung über kulturelle Vielfalt geplant.

Dem Protestantismus in Villach widmet sich auch die Sonderausstellung 2017 des Stadtmuseums, die am 4. Mai startet. „Das Ringen um den Glauben, die Ausbreitung des Protestantismus in der damals bedeutendsten Stadt Kärntens, die Vertreibung der Evangelischen in der Gegenreformation und vieles mehr wird die sehenswerte Sonderausstellung von Mai bis Ende Oktober zeigen“, kündigte Albel an.

Am Reformationstag, dem 31. Oktober 2017, finden die Jubiläumsaktivitäten mit einem großen Festakt samt Gottesdienst und Konzert im Congress Center ihren Höhepunkt. Mitgestalten wird den Festakt der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker.

Das ganze Jahr über arbeiten die drei evangelischen Villacher Pfarrgemeinden, Stadtpfarre, St. Ruprecht und Villach-Nord am Reformationsthema. Künstlerische, zeitkritische und auch philosophische Veranstaltungen sind geplant. Auch der Villacher Tourismusverband bringt sich in das protestantische Jubiläum ein: Spezielle Stadtführungen unter dem Motto „Villach – die protestantische Stadt“ werden in enger Abstimmung mit dem Stadtmuseum und unter Einbeziehung von Superintendent Manfred Sauer und Tourismus-Regionsgeschäftsführer Georg Overs sowie Austria Guide-Stadtführerin Lisbeth Stampfer konzipiert.

Wenn heuer die Evangelische Kirche international die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther und damit auch den Beitrag der Reformation zur Moderne feiert, ist dies auch für die Landeshauptstadt Klagenfurt ein besonderes Jubiläum. Denn nur wenige Monate später schenkte Kaiser Maximilian I. das in Schutt und Asche liegende Klagenfurt den Landständen, ein einzigartiger Fall in der deutschen Rechtsgeschichte. „Ab 1518 – wir feiern also nächstes Jahr unseren 500er – wird Klagenfurt von den Landständen als moderne Stadt aufgebaut“, blickte die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz in die Geschichte zurück. Diese Landstände haben sich im 16. Jahrhundert den Protestanten angeschlossen. So wurde die heutige Altstadt eigentlich als evangelische Stadt aufgebaut. Der Dom zu Klagenfurt wurde damals als protestantische Kirche errichtet, das „Collegium sapientiae et pietatis“, eine protestantische Stadtschule, machte Klagenfurt zum geistigen Zentrum des Landes.

„Reformation und protestantische Bewegung sind also untrennbar mit der Geschichte Klagenfurts verbunden. Aber ebenso unverzichtbar ist die Evangelische Kirche für das heutige kulturelle und gesellschaftliche Leben der Landeshauptstadt“, sagte die Bürgermeisterin bei der Pressekonferenz. Rund 9000 Mitglieder zählen die beiden Kirchengemeinden Johanneskirche und Christuskirche heute. Speziell die Johanneskirche mit ihren vielfältigen Veranstaltungen sei wichtiger Bestandteil des Klagenfurter Kulturkalenders. Als Bürgermeisterin freue sie sich sehr, gemeinsam mit den anderen österreichischen Teilnehmerstädten, aber auch mit den Nachbarn Venedig und Laibach eine der internationalen Reformationsstädte 2017 sein zu dürfen. „Persönlich finde ich es schön, dass dieses Jubiläum im Zeichen der Ökumene steht, denn auch für das Klagenfurter 500-Jahr-Jubiläum im nächsten Jahr bereiten beide Kirchen in Klagenfurt, die Evangelische und die Katholische, ein interessantes Programm vor und sind in unserer großen Arbeitsgruppe prominent vertreten.“

Eine Broschüre für einen Stadtrundgang auf den Spuren der Reformation soll auch Klagenfurtern „viel Neues bieten“, ist Mathiaschitz überzeugt. Im Juni steht ein „Tag der Begegnung“ auf dem Programm, ebenso die Premiere des Theaterstücks „Luther“ am Stadttheater. „Wir wollen das Reformationsjubiläum nützen, um das Interesse am Schatz des Evangeliums neu zu wecken bzw. zu vertiefen“, ergänzte Superintendent Sauer. Dazu werden in vielen Gemeinden über ein breites gottesdienstliches Angebot hinaus Kurse, Seminare und weitere Veranstaltungen angeboten, die mit neuen Zugängen versuchen, den Dialog zu fördern und den gemeinsamen Erfahrungs- und Glaubenshorizont zu erweitern. Neben Kunst ist auch Ökumene ein wichtiger Schwerpunkt: „Wir sind dankbar, dass sich die Ökumene in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sehr positiv und fruchtbar entwickelt hat“, erklärte Sauer. So beginnt das Reformationsjubiläum mit einem Ökumenischen Gottesdienst am 22. Jänner um 17 Uhr in der Johanneskirche in Klagenfurt. Eine gemeinsame Fahrt nach Rom mit wichtigen Begegnungen und einem spannenden theologischen und kulturellen Programm soll dieses Miteinander der Kirchen vertiefen und bereichern.

ISSN 2222-2464

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