03.03.2011

Scharfe Kritik am Kirchenvolksbegehren

Evangelisch-lutherischer Bischof Bünker sieht Behauptungen statt Forderungen - Landessuperintendent Hennefeld ortet "gewisse Aggression"

"Halb ausgegoren" und "teilweise auf falschen Tatsachen beruhend" kommentiert Bischof Michael Bünker das Kirchenvolksbegehren.

Evangelisch-lutherischer Bischof Bünker sieht Behauptungen statt Forderungen – Landessuperintendent Hennefeld ortet „gewisse Aggression“

Wien (epd Ö) – Die evangelischen Kirchen in Österreich haben scharfe Kritik am angekündigten Kirchenvolksbegehren geübt. So würde dieses nicht nur Forderungen, sondern auch bloße Behauptungen beinhalten, meinte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker bei einer Begegnung mit MedienvertreterInnen am Dienstagabend, 1. März, in Wien. Der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld spürt aus der Initiative sogar „eine gewisse Aggression heraus“. Obwohl das Volksbegehren hauptsächlich auf die Römisch-katholische Kirche abziele, seien sehr wohl die evangelischen Kirchen mitbetroffen, etwa beim Religionsunterricht.

Für Bünker sind die Punkte, die das Volksbegehren aufzählt, lediglich „halb ausgegoren“ und würden zudem teilweise auf falschen Tatsachen beruhen. So seien mehrere Punkte nicht nur im Konkordat geregelt, sondern etwa auch im Staatsvertrag. Die Vermischung derartig vieler Themen unter einer Überschrift sei zudem kontraproduktiv für die einzelnen Anliegen, etwa jenem zur Aufklärung der Missbrauchsfälle. Ebenso hart ins Gericht ging Hennefeld mit dem Volksbegehren. Er hält „offen gestanden nichts“ davon. Auch er sieht darin „alle möglichen Dinge vermischt“ und entgegnet der Kritik, die Kirche in Österreich sei ein „Staat im Staat“: „Wir verstehen uns als Kirche in der Gesellschaft.“

Die stellvertretende Landeskuratorin, Gerhild Herrgesell, erinnerte bei dem Journalistengespräch daran, dass die evangelischen Kirchen 2011 als „Jahr des Ehrenamtes“ begehen. Ohne ehrenamtliches Engagement könnten die evangelischen Kirchen „nicht funktionieren“, so Herrgesell, die gemeinsam mit dem geistlichen Oberkirchenrat Karl Schiefermair und dem stellvertretenden juristischen Oberkirchenrat Erwin Schranz an dem Gespräch teilnahm. Durch zahlreiche Veranstaltungen im Schwerpunktjahr soll der Dank an die ehrenamtlich tätigen Menschen ausgedrückt werden und deren Engagement in den Blickpunkt rücken. Der Bischof wies auch auf die kommende Kärntner Landesausstellung in Fresach hin. Unter dem Titel „Glaubwürdig bleiben – 500 Jahre protestantisches Abenteuer“ werde die Geschichte der Evangelischen in Kärnten erstmals bei einer Landesausstellung „nicht aus der Opferrolle“ thematisiert, sagte Bünker.

ISSN 2222-2464

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