29.09.2010

NGOs und Grüne kritisieren Stillstand in Klimapolitik

Bubik: “Kirchen sind gut im Verfassen von Papieren, diese müssen aber auch umgesetzt werden“

Bubik: “Kirchen sind gut im Verfassen von Papieren, diese müssen aber auch umgesetzt werden“

Wien (epd Ö) – Seit dem Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember 2009 hat sich in der Klimapolitik nichts geändert. Außerdem wurden die ohnehin schon minimalen Zugeständnisse der großen Industrienationen an die Klimaschützer bis jetzt nicht umgesetzt. Darüber waren sich beim Werkstattgespräch der ökumenischen Klimainitiative „fairshare“ und dem Grünen Bildungswerk am Montagabend im Palais Epstein alle Podiumsgäste einig. Eingeladen waren Michael Bubik, Rektor der Diakonie Eine Welt, Brigitte Drabeck vom Klimabündnis Österreich, Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion sowie die Nationalratsabgeordnete Judith Schwentner von den Grünen.
Bubik: „Man muss lernen seinen Lebensstil zu ändern“

Laut Michael Bubik habe auch er erst lernen müssen, klimafreundlich zu leben. Dazu müsse den Menschen gezeigt werden, was sie selbst tun können, um das Klima zu schützen. Als Beispiel nannte Bubik hierbei den ökologischen Fußabdruck. Außerdem müssten die verantwortlichen Politiker endlich ihre Versprechen einlösen und mehr Geld in den Klima- und Umweltschutz investieren. Auch die Kirchen nahm Bubik in die Pflicht. Die Kirchen seien zwar gut im Verfassen von Papieren und Dokumenten was Klimaschutz betrifft, an der Umsetzung mangle es aber häufig.
Drabeck: „Wir müssen die Welt als Ganzes sehen“

Brigitte Drabeck mahnte an, dass man nicht nur auf den Klimaschutz in Österreich achten dürfe, sondern dass die Klimaproblematik eine globale sei. Zudem warnte Drabeck vor Scheinlösungen wie zum Beispiel Energie aus Pflanzen oder das Elektroauto. Diese seien zwar gute Ergänzungen, trotzdem müsse vor allem ein Umdenken auf der strukturellen Ebene stattfinden.
Wasserbauer: „Klimagerechtigkeit ist nicht vorhanden“

Die Menschen, die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben, nämlich jene, die auf der südlichen Erdhalbkugel leben, leiden nun am meisten unter den Folgen. Dies sei laut Herbert Wasserbauer eine „große Klimaungerechtigkeit“. Deswegen müssten die Industrieländer Entwicklungsländern die Chance geben sich zu entwickeln und selbst endlich „einsehen, dass der Lebenswandel in der westlichen Welt mit Klimaschutz nicht vereinbar“ sei.
Schwentner: „Klimamissbrauch wie eine Sucht“

Für Judith Schwentner ist der Klimamissbrauch wie eine Sucht. Wir seien „alle Süchtige, weil wir glauben, ohne Autos oder Lebensmittel aus fernen Ländern nicht leben zu können“. Wie bei einer Therapie sei es sehr schwierig, sich diese Denkmuster abzugewöhnen. Dafür sei laut Schwentner vor allem Aufklärung wichtig, damit man anerkennen kann, „dass wir alle Verursacher der Klimakatastrophe sind“.
Die ökumenische Initiative „fairshare“ widmet sich dem Klimaschutz und der Bekämpfung von Ressourcenverschwendung. Auch die Diakonie engagiert sich bei „fairshare“. Der nächste Klimagipfel findet Ende November im mexikanischen Cancun statt. Die großen Industrienationen werden laut „fairshare“-Koordinatorin Sabine Gruber wieder „Versprechungen“ machen. NGOs und Klimaschützer müssten alles daransetzen, dass diese auch umgesetzt werden.

ISSN 2222-2464

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