11.12.2008

Literaturpreis Ohrenschmaus 08

Texte von Menschen mit Lernschwierigkeiten ausgezeichnet - Jury präsentierte PreisträgerInnen in den Kategorien "Prosa" und "Lebensberichte"

Texte von Menschen mit Lernschwierigkeiten ausgezeichnet – Jury präsentierte PreisträgerInnen in den Kategorien „Prosa“ und „Lebensberichte“

Wien (epd Ö) – Mit dem Literaturpreis Ohrenschmaus, der heuer zum zweiten Mal ausgeschrieben worden ist, soll ein neues Bild von Menschen mit Behinderung gezeigt werden. Mehr als 100 Beiträge wurden eingereicht, davon erhielten 18 eine Auszeichnung. Am Dienstagabend, 9. Dezember, wurden die Siegertexte prämiert und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Jury, der auch der Schriftsteller Felix Mitterer angehört, würdigte neben der hohen Qualität auch die Originalität der Texte. Ein großer Erfolg für die LiteratInnen – aber auch für den Initiator Franz-Joseph Huainigg und die Partnerorganisationen Caritas, Diakonie, Jugend am Werk, Lebenshilfe und Vienna People First.

Eine sechsköpfige Jury, der neben Felix Mitterer auch Barbara Rett, Heinz Janisch, Friedl Hofbauer, Kurt Palm und Eva Jancak angehören, würdigte bei der Preisverleihung im Wiener Museumsquartier das Potential der neu entdeckten LiteratInnen. Ausgezeichnet wurden Texte von Marek Janta (Kategorie Prosa) und Jürgen Bonner (Kategorie Lebensberichte).

Marek Jantas Text trägt den Titel „Das große Herz“. Jurorin Eva Jancak begründete die Wahl mit den Genreüberschneidungen, der „Mischung zwischen Realismus und Märchenform“. Beeindruckt zeigte sich die Jurorin von der Phantasie des Autors. In dem Märchen spielen Knallfrösche und ein Skikurs in einem Berghotel eine Rolle. Jürgen Bonner wurde für seinen Beitrag „Ich bin Jürgen, ein Genie“ ausgezeichnet. Juror Heinz Janisch: „Mit diesem Text schreibt sich einer ganz groß, er trotzt allen Unzulänglichkeiten und schaut der Welt mit lebensfroher Neugier ins Gesicht. Da erzählt einer, der große Träume und Wünsche hat. Soll keiner kommen und so ein Leben kleinreden.“

Auch Bundesministerin Claudia Schmied war zur Preisverleihung gekommen und trug selbst den Text eines Teilnehmers vor. Die Schokoladen-Manufaktur Zotter kreierte für den Literaturpreis eine eigene Edition und druckte das Gedicht „Die Ungeduld“ von Günther Berger auf die Banderole der Ohrenschmaus-Schokolade. Für die musikalische Umrahmung sorgte Ronny Pfennigbauer, ein selbst betroffener Sänger. Zu den Sponsoren des Literaturpreises zählen heuer Erste Bank, Investkredit, Maschinenring, Raiffeisenbank, Zotter, Römerquelle und Museumsquartier.

Der Literaturpreis Ohrenschmaus sucht schriftstellerische Talente dort, wo man sie üblicherweise nicht erwartet: in der Küche einer Wohngemeinschaft, in einer Kunstwerkstatt oder im Gemeinschaftsraum eines Wohnheimes. „Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Lernbehinderungen werfen oft einen besonderen Blick auf die Welt, ihre Texte bieten Überraschungen und stellen hochwertige Literatur dar“, so die Organisationen, die hinter dem Literaturpreis stehen. Die meisten dieser Texte erblicken nicht das Licht der Öffentlichkeit, landen in Schubladen oder werden als „Therapie-Produkte“ abgetan. Der Literaturpreis Ohrenschmaus will neue literarische Talente entdecken und fördern. Alle eingereichten Texte können auf www.ohrenschmaus.net nachgelesen werden.

ISSN 2222-2464

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