07.12.2011

Leben auf unbegrenzten Kredit hat Grenze erreicht

GEKE fordert mehr Demokratie und soziale Marktwirtschaft

Die Evangelische Kirchen in Europa warnen vor den Folgen der Finanz- und Schuldenkrise. Foto: s.media/pixelio

GEKE fordert mehr Demokratie und soziale Marktwirtschaft

Wien (epdÖ) – Vor dem EU-Gipfel in Brüssel, von dem weitreichende Maßnahmen gegen die Finanz- und Schuldenkrise erwartet werden, hat das Präsidium der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in einer Stellungnahme an die Folgen der Krise und an die Herausforderungen für Politik und Gesellschaft in Europa hingewiesen. Staatliches und gesellschaftliches Leben auf scheinbar unbegrenzten Kredit habe offensichtlich seine Grenze erreicht, heißt es in der Stellungnahme. Vor dem Hintergrund unvermeidbar erscheinender Eingriffe in die Sozialsysteme betont das Präsidium der GEKE die Prinzipien Solidarität und Subsidiarität: „Der Stärkere kann mehr Lasten tragen als der Schwächere!“ Das gelte auch zwischen den Staaten Europas.

Angesichts der bisher härtesten Bewährungsprobe der Europäischen Union seit ihrem Bestehen fordern die Repräsentanten der GEKE Maßnahmen mit „Mut und Augenmaß“. So etwa solle eine Finanztransaktionssteuer zügig verabschiedet und die bereits angestrebte, gemeinsam zu verantwortende Finanz- und Wirtschaftspolitik fest in den Institutionen verankert werden. Die Krise zeige auch massive Ungerechtigkeiten: Gewinne würden privatisiert, Verluste sozialisiert. „Die Finanzwirtschaft muss ihren Beitrag zur Lösung der Schuldenkrise leisten“, fordert die protestantische Kirchengemeinschaft. Hinter den Demonstrationen vor allem junger Menschen stehe das berechtigte Bedürfnis nach generationengerechten, in partizipatorischen Prozessen zustande kommenden Lösungen. Sie sollten ermöglichen, das Primat der Demokratie und der sozialen Marktwirtschaft gegenüber anonymen Märkten wiederzugewinnen.

„Es ist eine tief gegründete christliche Überzeugung, dass eine Krise auch einen Ruf zur Umkehr und zur Neubesinnung beinhaltet“, betont das Präsidium der Kirchengemeinschaft, der 105 Kirchen angehören und die ihren Sitz in Wien hat. Evangelische Kirchen in Europa beteiligten sich intensiv an den notwendigen Diskussionen zu einem veränderten, verantwortbaren Lebensstil. Diese Diskussionen müssten in Kirchen, Gesellschaften und Staaten entschiedener geführt werden, um die notwendigen Veränderungen zu erreichen. „Der europäische Einigungsprozess, der über die letzten Jahrzehnte Frieden in Europa gesichert und Wohlstand ermöglicht hat, darf durch die aktuelle Krise nicht scheitern!“, warnt das GEKE-Präsidium, dem der Berner Pfarrer Thomas Wipf, Pfarrerin Stephanie Dietrich (Oslo) und Prof. Michael Beintker (Münster) angehören. Generalsekretär der Kirchengemeinschaft ist der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Michael Bünker.

ISSN 2222-2464

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