18.12.2012

Körtner: „Prognostik und Prophetie kein strikter Gegensatz“

An die Stelle der Propheten seien die Zukunftsforscher getreten

Obwohl Offenbarungswissen der modernen, aufgeklärten Vernunft verpönt sei, setze diese auf Vermessung und Berechnung der Vernunft, gestützt auf Wissenschaft und mathematische Exaktheit, schreibt Ulrich Körtner in der Wochenzeitung "Die Furche". (Foto: S.Hofschlaeger/pixelio.de)

An die Stelle der Propheten seien die Zukunftsforscher getreten

Wien (epdÖ) – „Unsere Gegenwart wird entscheidend vom Wissen um die Zukunft bestimmt“, schreibt der evangelische Theologe Ulrich Körtner in der Wochenzeitung „Die Furche“ vom 13. Dezember. Wissenschaftler, Zukunftsforscher und selbst ernannte Propheten versuchten immer wieder vorauszusagen, was passieren werde. Dass dies auf so großes Interesse stoße, sei aus Sicht Körtners nicht verwunderlich. Der Mensch sei um seine Zukunft besorgt.

Eine besondere Form der Zukunftsansage und Zukunftserforschung sei die Apokalyptik, so der Theologe. „Apokalypsis heißt auf Deutsch Enthüllung. Es geht um die Enthüllung der Zukunft und der Gegenwart aufgrund einer göttlichen Offenbarung. Zu den Eigentümlichkeiten dieser Schriften und Bewegungen gehört der Versuch, das Ende der Geschichte zu berechnen und auch die Abfolge der vorausgehenden Ereignisse in ein festes Ordnungsschema zu bringen“, erklärt Körtner.

Obwohl Offenbarungswissen der modernen, aufgeklärten Vernunft verpönt sei, setze diese auf Vermessung und Berechnung der Vernunft, gestützt auf Wissenschaft und mathematische Exaktheit. An die Stelle der Seher und Propheten seien die Zukunftsforscher getreten. Wer auf die Eroberung und Kontrolle der Zukunft durch Mathematik und Wissenschaft setzt, werde aber nicht selten enttäuscht, ist Körtner überzeugt. „Mathematische Modelle, Kurven und Statistiken drohen auch den Sinn für den Unterschied zwischen Möglichkeits- und Wirklichkeitssinn zu trüben.“ Hinzu komme, dass Prognosen über die Zukunft durchaus in der Lage seien, die Zukunft zu beeinflussen.

„Wissenschaftlich gestützte Prognostik und Prophetie bilden keinen strikten Gegensatz“, resümiert der Theologe. „Alle Mathematik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass vieles auf dem Gebiet der Prognostik nicht allein eine Sache der Psychologie, sondern eine Sache des Glaubens ist. Es fragt sich nur, worauf sich dieser Glaube stützt und welcher Glaube in Anbetracht der Ungewissheiten des Lebens und der Zukunft wirklich zu tragen vermag.“

ISSN 2222-2464

Diesen Beitrag teilen

Newsletter abonnieren

Der Newsletter von evang.at mit den wichtigsten Nachrichten des Evangelischen Pressedienstes (epd) ist kostenlos und erscheint in der Regel einmal pro Woche am Mittwoch.