11.05.2011

Kärntner Landesausstellung eröffnet

"Glaubwürdig bleiben - 500 Jahre protestantisches Abenteuer"

Am 7. Mai wurde die Landesausstellung in Fresach mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Foto: Diakonie de la Tour/dermaurer

„Glaubwürdig bleiben – 500 Jahre protestantisches Abenteuer“

Fresach (epd Ö) – Mit einem ökumenischen Gottesdienst wurde am Samstag, 7. Mai, die Kärntner Landesausstellung in Fresach eröffnet. Unter dem Titel „Glaubwürdig bleiben – 500 Jahre protestantisches Abenteuer“ thematisiert sie die Geschichte der Evangelischen in Kärnten. Bis Ende Oktober erwarten die Organisatoren rund 60.000 Besucher.

Den ökumenischen Gottesdienst, dem ein Festakt mit umfangreichem Rahmenprogramm folgte, gestalteten der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, der Kärntner Superintendent Manfred Sauer, der römisch-katholische Diözesanbischof Alois Schwarz, der Rektor der Diakonie Kärnten, Hubert Stotter, und Pfarrer Lutz Lehmann. Sie betonten bei dem Gottesdienst, dass die Kirchen auch heute „glaubwürdig“ ein Zeichen für Dialog und Toleranz setzen wollen.

Bischof Bünker zeigte sich erfreut, dass es in Österreich möglich sei, eine Landesausstellung über den Protestantismus zu organisieren, zumal die Protestanten in Fresach nicht nur als Opfer dargestellt würden, sondern auch zeigen könnten, was sie heute bewegt. Der Kärntner Superintendent Manfred Sauer sprach von einer nachhaltigen Wirkung der Schau und hofft, dass die Menschen „nicht nur von der Geschichte berührt, sondern von der Kirche auch begeistert“ werden. „Es rumpelt in der Welt“, zitierte Sauer Peter Handke. Diesem Rumpeln wolle die Kirche entgegenwirken: „In einer Zeit, in der Menschen irritiert sind, gilt es Ruhe zu bewahren“, erklärte Sauer. Rektor Hubert Stotter unterstrich die Gemeinsamkeiten christlicher Konfessionen: „Der Einsatz für sozial schwächere Menschen ist untrennbar mit christlichen Werten verbunden.“ Toleranz und Dialog sollen bei der Landesausstellung, deren Projektmanagement die Diakonie Kärnten übernommen hat, im Vordergrund stehen. So werden beispielsweise Menschen mit Behinderung, die in den Einrichtungen der Diakonie de La Tour wohnen und arbeiten, in Fresach beim Diakonie-Shop und im Café unterstützend tätig sein.

Landeshauptmann Gerhard Dörfler strich in seiner Eröffnungsrede vor den rund 1000 Festgästen die Ökumene als Vorbild auch für die Politik hervor und verwies in diesem Sinne auf die Lösung der Kärntner Ortstafelfrage mit „Respekt, Anstand und Klugheit“. Abgeschlossen wurde das Eröffnungsfest zur Landesausstellung mit einer Andacht, die der evangelische Militärsuperintendent Oskar Sakrausky in seiner Funktion als Obmann des Museumsvereins gestaltete.

Die Ausstellung ist in vier Schwerpunkte gegliedert: Dargestellt wird die Verbreitung der Reformation in Kärnten (1517-1600) mit ihrer religiösen, politischen, sozialen und kulturellen Bedeutung für Kärnten. Der zweite Teil umfasst die Zeit der Gegenreformation und des Geheimprotestantismus (1600-1781). Teil drei der Ausstellung beleuchtet die Zeit nach dem Toleranzpatent von 1781, als die Evangelischen in Österreich geduldet waren und Gemeinden gegründet sowie Schulen und Bethäuser errichtet werden durften. Der vierte Teil thematisiert schließlich die Zeit nach 1861, als das Protestantenpatent für die Evangelische Kirche in Österreich den nächsten Schritt zur Gleichberechtigung brachte.

Zu den wichtigsten Ausstellungsobjekten zählen der originalgetreue Nachbau einer Druckerpresse aus dem 16. Jahrhundert, ein wertvoller Kelch der Familie Khevenhüller aus Nürnberg und das Toleranzpatent von Kaiser Joseph II. Zudem sind auf dem Ausstellungsgelände 33 Stelen zu sehen, die von den umliegenden evangelischen Gemeinden künstlerisch gestaltet wurden. Neu ist die Art der Ausstellungsführung in Fresach: Mehr als hundert Jugendliche aus ganz Kärnten wurden zu „Kulturvermittlern“ ausgebildet. Zu zweit begleiten sie in historischen Kostümen die Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung und stehen für Gespräche zur Verfügung.

Eine Vielzahl an hochkarätigen Rahmenveranstaltungen und ein Kinderprogramm runden das Angebot ab. So wird etwa am 22. Juni die „neuebuehnevillach“ die Kirchenoper „Ecce Homo“ in der Kirche in Fresach uraufführen. Bernd Liepold-Mosser führt Regie, die Musik stammt von der Kärntner Alternativ-Band Naked Lunch. In dem Musiktheater soll anhand von fünf exemplarischen Figuren die Geschichte des Protestantismus bis in die Gegenwart beleuchtet werden.

Für die Landesausstellung wurde in Fresach ein neues Ausstellungszentrum gebaut. Zusätzlich sind die evangelische Kirche, das alte Toleranz-Bethaus, das alte Pfarrhaus und der Friedhof mit einbezogen. Insgesamt wurden 4,5 Millionen Euro in das Projekt investiert. Rund 80 Prozent übernimmt das Land Kärnten, 400.000 Euro steuert die Gemeinde Fresach bei. Die restliche Summe wird von der evangelischen Kirche sowie von acht umliegenden Gemeinden finanziert. Rund 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen zur Verfügung, 500 Quadratmeter davon entstanden durch den Neubau des Diözesanmuseums.

Infos: www.landesausstellung011.at

ISSN 2222-2464

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