09.12.2023

Generalsynode: Glaubwürdiger und unermüdlicher Einsatz gegen Antisemitismus

25 Jahre „Zeit zur Umkehr – Die Evangelischen Kirchen in Österreich und die Juden“

„Wir setzen uns für ein angstfreies und sichtbares lebendiges jüdisches Leben ein“, heißt es in einem einstimmig verabschiedeten Wort der Generalsynode, 25 Jahre nach dem wegweisenden Dokument „Zeit zur Umkehr“. (Foto: epd/T. Dasek)

25 Jahre „Zeit zur Umkehr – Die Evangelischen Kirchen in Österreich und die Juden“


Eisenstadt (epdÖ) – Die Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. bekräftigte am Samstag, 9. Dezember, die vor 25 Jahren verabschiedete Erklärung „Zeit zur Umkehr – Die Evangelischen Kirchen in Österreich und die Juden“. Diese Erklärung habe einen „entscheidenden Meilenstein für das christlich-jüdische Verhältnis gesetzt“, erklärte der Obmann des Theologischen Ausschusses der Generalsynode, Superintendent Olivier Dantine. Zum ersten Mal seien dort etwa „wirklich deutlich“ die antisemitischen Schriften Martin Luthers verworfen worden. 25 Jahre danach erinnert die Evangelische Kirche nicht nur an diese Erklärung, sondern ruft in einem neuen Synodenwort, das die Generalsynode am Samstag, 9. Dezember, einstimmig verabschiedet hat, „zum glaubwürdigen und unermüdlichen Einsatz“ gegen Antisemitismus auf. Es sei wichtig, hier ein Zeichen zu setzen, unterstrich Dantine vor der Synode, denn der Antisemitismus zeige sich „zunehmend in verschiedenen Facetten“.

In der im November 1998 verabschiedeten Erklärung hat die Evangelische Kirche ihre eigene Mitschuld an der Shoah bekannt und Selbstverpflichtungen formuliert: das Gedenken an die Judenverfolgung wachzuhalten, Lehre, Predigt, Unterricht, Liturgie und Praxis der Kirche auf Judenfeindlichkeit zu überprüfen, sowie dem Antisemitismus zu wehren. Ebenso hat die Generalsynode der Missionstätigkeit an Jüdinnen und Juden eine Absage erteilt und die bleibende Erwählung des Volkes Israel betont.

„In diesen 25 Jahren ist in unserer Kirche viel geschehen: Es fand ein Bewusstseinswandel im Umgang mit Predigt, Liturgie und Unterricht statt, es wurden zahlreiche Gedenkinitiativen ins Leben gerufen und an den Orten, an denen es möglich war, Veranstaltungen mit Jüdinnen und Juden organisiert“, erinnert die Generalsynode im aktuellen Synodenwort. Ein Studientag der Generalsynode vom 11. November dieses Jahres in Linz habe eine Bestandsaufnahme der Aktivitäten, Initiativen und Veranstaltungen in Pfarrgemeinden, in Schulen, an der Fakultät und in anderen Einrichtungen der Kirche ermöglicht. Vorgestellt wurden dort auch beispielhafte Projekte zur Umsetzung der Selbstverpflichtungen, wie die Aufarbeitung judenfeindlicher Darstellungen in Kirchen.

„Umkehr ist ein fortdauernder Prozess“

„Umkehr ist nie abgeschlossen, sondern ist ein fortdauernder Prozess“, unterstreicht die Generalsynode der Evangelischen Kirche. Viele judenfeindliche Traditionen und Klischees beeinflussten nach wie vor die Interpretation mancher Bibeltexte, noch lange seien nicht alle problematischen Darstellungen in Kirchen aufgearbeitet. „Darum rufen wir allen evangelischen Gemeinden und Einrichtungen, allen Mitarbeiter:innen unserer Kirche das Dokument ‚Zeit zur Umkehr‘ mit den in ihm enthaltenen Selbstverpflichtungen neu in Erinnerung“, heißt es im aktuellen Synodenwort.

Wie sehr es das Engagement gegen Judenfeindschaft brauche, sei seit der Eskalation des Nahostkonflikts in diesem Herbst auch in Österreich zu erkennen. Die dramatische Zunahme an antisemitischen Vorfällen, die Angst von Jüdinnen und Juden vor Übergriffen dürfe Christ:innen nicht gleichgültig lassen. „Wir rufen zum glaubwürdigen und unermüdlichen Einsatz gegen Antisemitismus auf und setzen uns für ein angstfreies und sichtbares lebendiges jüdisches Leben ein, um so unsere Solidarität und Verbundenheit mit Jüdinnen und Juden und ihren Gemeinden zum Ausdruck zu bringen“, so die Generalsynode der Evangelischen Kirche.

ISSN 2222-2464

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