15.12.2010

Früherer Landeskirchenkurator Leopold Kunrath verstorben

Bischof Bünker: "Verlieren herausragenden Ehrenamtlichen, der das Priestertum aller Glaubenden überzeugend gelebt hat"

Leopold Kunrath (1932-2010)

Bischof Bünker: „Verlieren herausragenden Ehrenamtlichen, der das Priestertum aller Glaubenden überzeugend gelebt hat“

Wien (epdÖ) – Der frühere Landeskirchenkurator der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Leopold Kunrath (78) ist am Samstag, 11. Dezember, in Wien verstorben. „Die Evangelische Kirche in Österreich verliert mit ihm einen herausragenden Ehrenamtlichen, der das Priestertum aller Glaubenden überzeugend gelebt hat. Der persönliche Halt im Glauben war für ihn stets verbunden mit der gemeinschaftsstiftenden und gesellschaftsprägenden Kraft des Evangeliums“, erklärte Bischof Michael Bünker. Der Dank der Kirche für sein langjähriges Wirken verbinde sich mit der Anteilnahme mit seinen Hinterbliebenen, seiner Frau Lotte, den Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln. „Möge das Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu Weihnachten für alle, die um Leopold Kunrath trauern, eine Quelle des Trostes werden“, so der Bischof. Das Begräbnis findet am Mittwoch, 22. Dezember, um 14.00 Uhr am Friedhof Großjedlersdorf statt.

Als Ehrenamtlicher habe Leopold Kunrath die Evangelische Kirche in den letzten Jahrzehnten „wesentlich mitgestaltet“, hält Bünker fest. Bereits 1950 begann Kunrath im Evangelischen Jugendwerk mitzuarbeiten, zuerst in seiner Pfarrgemeinde Wien-Gumpendorf, dann in der Diözese Wien und auf gesamtösterreichischer Ebene. In den Gründungsjahren des Österreichischen Bundesjugendrings war Kunrath stellvertretender Generalsekretär des Dachverbands und bereits Delegierter der Generalsynode. Nach jahrelanger Mitarbeit in Gemeindevertretung und Presbyterium wurde er 1992 zum Kurator in Wien-Gumpendorf gewählt. Im selben Jahr wählten ihn die Wiener Delegierten in den Superintendentialausschuss und in die Synode. Er arbeitete in einer Reihe von synodalen Ausschüssen sowie im Verband der Wiener evangelischen Pfarrgemeinden mit, zumeist im Bereich des Finanzwesens. „In diesen Aufgaben vertieften sich seine Kontakte zu den unterschiedlichsten Menschen in unserer Kirche, woraus sich Einblicke und Möglichkeiten zur Hilfestellung vor allem im administrativen Bereich der Pfarrgemeinden ergaben“, erinnert sich Bünker.

Von 1967 bis 1980 leitete Leopold Kunrath ebenfalls ehrenamtlich gemeinsam mit seiner hauptamtlich angestellten Frau Lotte das Evangelische Jugendwohnheim für Schüler und Lehrlinge in Wien (Braungasse). 1997 wählte ihn die Synode zum Landeskirchenkurator. Damit bildete er bis 2006 das weltliche Pendant zum Bischof. Bünker: „Als seine besondere Aufgabe sah er es an, die Verbindung zu Gemeinden und Diözesen zu intensivieren. Sein Prinzip war: Hinfahren, nicht herkommen lassen.“ So war Kunrath häufiger und willkommener Gast bei Superintendentialversammlungen, Superintendentialausschüssen, Gemeindeversammlungen, Treffen von Kuratoren und Kuratorinnen und vielen anderen Anlässen. Bei seinem letzten Besuch einer Superintendentialversammlung vor dem Ausscheiden aus dem Amt hielt er in Bruck an der Mur im April 2006 die Schlussandacht. Darin betonte er, dass sein Konfirmationsspruch stets Leitlinie seines Handelns war: „Gerade wir Evangelische sollten Licht in der Finsternis und Salz der Erde sein.“ Nach dem Tod von Oberkirchenrat Johannes Dantine (1999) übernahm Leopold Kunrath die gesamtkirchliche Zuständigkeit für die Evangelische Jugend. Unter seiner Leitung wurden regelmäßige Treffen der SuperintendentialkuratorInnen eingeführt. „So ist es ihm gelungen, die Ehrenamtlichen in leitenden Funktionen wirksam zu unterstützen“, erzählt der Bischof.

Die Realisierung einer geschwisterlichen Zusammenarbeit in der immer größer werdenden Vielfalt der Glaubensformen und das Wahrnehmen und Wertschätzen der verschiedenen Begabungen der Menschen in der Kirche sowie die Ökumene waren Leopold Kunrath zunehmend wichtige Anliegen, unterstreicht Bünker. Dabei war es ihm gegeben, zwischenmenschliche Kontakte auf partnerschaftliche Weise zu pflegen und die verschiedenen Ebenen der Kirche, von seiner Heimatgemeinde Gumpendorf bis zu den kirchenleitenden Gremien, durch seine Person zu verbinden.

Seine Vorstellungen des Ehrenamtes in der Kirche hat er noch im März 2010 anlässlich einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie erläutert. Ausgehend von einer Kritik am Begriff „Laie“ sprach er lieber von „theologischen und nichttheologischen Mitarbeitenden“, denn „geistliche Mitarbeiter sind hoffentlich beide“.

Im Jahr 2002 erhielt Kunrath das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Mit großem Dank und „Standing Ovations“ hat sich die Generalsynode am 13. Mai 2006 von Landeskurator Leopold Kunrath verabschiedet.

ISSN 2222-2464

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