04.05.2005

Eröffnungssymposion der Evangelischen Akademie Eisenstadt

Unter dem Motto „Grenzenlos evangelisch“ soll die Partnerschaft mit den angrenzenden evangelischen Kirchen in Slowenien, Ungarn und der Slowakei vertieft werden

Unter dem Motto „Grenzenlos evangelisch“ soll die Partnerschaft mit den angrenzenden evangelischen Kirchen in Slowenien, Ungarn und der Slowakei vertieft werden

Eisenstadt (epd Ö) – „Grenzenlos evangelisch“ – unter diesem Motto fand am Samstag, 30. April, das Eröffnungssymposion der Evangelischen Akademie Eisenstadt in den Räumen der Stiftung Pädagogische Akademie Burgenland statt. Als Teil des Bildungswerkes Eisenstadt wolle man sich im Dialog mit den evangelischen Kirchen in Ungarn, Slowenien und der Slowakei darum bemühen, „ein europäisches evangelisches Wir-Gefühl zu entwickeln und zu erfahren“, so der frühere Senior, Dr. Peter Altmann. Fühlte man sich bis vor wenigen Jahren noch „am Rande Europas“, so habe der Fall des Eisernen Vorhanges und das Zusammenwachsen der EU dazu geführt, dass sich das Burgenland nun „wirklich mitten in Europa“ fühlen darf. Dies habe sich auch durchwegs positiv auf die evangelischen Gemeinden ausgewirkt. So sei das Gemeindeleben insgesamt „partnerschaftlicher“ geworden im Umgang und Engagement der Gemeindemitglieder untereinander; es sei weiterhin „weiblicher“ geworden, betrachte man die große Zahl an Kuratorinnen und Presbyterinnen wie auch die Bedeutung des Frauenweltgebetstages in den Gemeinden. Außerdem verwies Altmann angesichts der zahlreichen Familien- und Kindergottesdienste darauf, dass die Gemeinden „kindgerechter“ geworden seien, aber ebenso auch „ökumenischer“ und „politischer“. Verstärkt werde die „politische Verantwortung der Kirche in der Welt“ wahrgenommen.

Slowenien: Mobile Diakonie

In einem gemeinsamen Referat berichteten Pfr. Mag. Leon und Mag. Elisabeth Novak aus Murska Sobota von der gegenwärtigen Situation der evangelischen Gemeinden in Slowenien. So sei rund 1 Prozent der Slowenen evangelisch, was einer Zahl von etwa 15 000 bis 18 000 Mitgliedern in 13 Gemeinden entspricht. Trotz ihrer geringen Größe komme der Evangelischen Kirche in Slowenien jedoch eine große kulturelle Bedeutung zu, so Leon Novak, da die Bibelübersetzung Jurij Dalmatins von 1547 zur Begründung der slowenischen Schriftsprache beigetragen hat. Weiterhin komme gerade der Diakonie eine große soziale Bedeutung zu, da ein mangelhaftes staatliches Sozialsystem viele Menschen (fast die Hälfte der Bevölkerung ist älter als 60 Jahre) „durch den Rost fallen“ lasse, sagte die aus Lutzmannsburg stammende Elisabeth Novak. Seit drei Jahren verfolge man ein „mobiles Modell der Diakonie“, welches weniger auf einen institutionellen als vielmehr auf einen mobilen Service setzt, durch den selbst entlegene Dörfer erreicht werden können. Arztbesuche, Gottesdienstbesuche, Lebensmittel- und Medikamentenbeschaffung sowie ein Besuchsservice gehörten zum Aufgabenbereich dieses flexiblen Modells.

Die Situation in der Slowakei beschrieb Pfr. Dr. Milos Klátik aus Bratislava. Nachdem die Kirchen im Umbruchsprozess Ende der 80er Jahre eine zentrale Rolle gespielt haben, sehe er in der heutigen postkommunistischen Slowakei die Gefahr, dass sich die Kirchen aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und allein der Politik das Feld überlassen. Dennoch gebe es gerade im Bereich der evangelischen Minderheiten-Kirche (70 Prozent Katholiken) ein großes Engagement gegen diesen Trend. Im Prozess des europäischen Zusammenwachsens komme es nun umso mehr darauf an, so Klátik, „die eigene Identität als Kirche zu wahren und zu schützen“. Nur so könne man nicht nur respektiert, sondern in seiner Leistung für die Gesellschaft anerkannt werden, denn „auch wenig Sauerteig durchsäuert viel Teig“.

Einig zeigte man sich darin, die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen. So wurde der Vorschlag laut, ähnliche grenzüberschreitende Treffen in jährlichem Zyklus und an wechselnden Orten einzurichten. Auch herrschte große Einigkeit darüber, dass die Jugendarbeit den entscheidenden Schlüssel für die Zukunft der evangelischen Gemeinden in der Region darstelle. Die mangelnde Sprachkompetenz sei dabei eines der zentralen Probleme, die es gerade auf österreichischer Seite anzugehen gelte.

ISSN 2222-2464

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