20.10.2005

Das Evangelium und die europäischen Werte

Das Europa-Symposion der evangelischen Kirchen Österreichs

Das Europa-Symposion der evangelischen Kirchen Österreichs

Wien, 20. Oktober 2005 (epd Ö) – „In der Europäischen Union gilt ein hoher Wertekanon, und es besteht die Herausforderung für alle, diese Werte einzulösen.“ Das sagte der lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm zu Beginn des Symposions „Evangelische Kirchen und Europa“, zu dem die Evangelische Kirche A.B., die Evangelische Kirche H.B. und die Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich am 19. und 20. Oktober in Wien geladen hatten. Sturm würdigte das „Netz, das die Kirchen in Europa und darüber hinaus ausgebaut haben“ als einen „wichtigen Markstein“ in diesem Bestreben.

Dass Europa in Zukunft „Heimat wohl kaum, Lebensraum vielleicht“ sein kann, stellte der reformierte Landessuperintendent Mag. Wolfram Ch. Neumann in einer Grußbotschaft fest, die von Pfarrer Dr. Johannes Langhoff verlesen wurde. „Viele lieb und müde gewordene Traditionen werden wir vor den Aufgaben nicht aufrecht erhalten können“, hieß es in dem Grußwort, „das wird uns sicher sehr herumwirbeln und verunsichern. Aber eins wird bleiben, woran wir uns neu ordnen können, jenes Wort Jesu: Arme werdet ihr immer unter euch haben, Arme in allen Schattierungen.“

Auch der methodistische Superintendent i.R. Prof. Helmut Nausner äußerte sich in seiner Begrüßung kritisch zur Diskussion um Europa: „Was das Evangelium zu bringen hat, lässt sich nicht einfach unter dem Begriff Werte subsumieren.“

Der lange Weg der Ökumene

In ihrem Referat „Lernerfahrungen in Kirche und Ökumene“ hielt die scheidende Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Oberin Prof. Christine Gleixner, fest: „Das Vorgehen par cum pari (gleichberechtigtes Vorgehen) ist zwischen allen christlichen Kirchen in Österreich ein Grundsatz.“ Dabei dürften Verhältniszahlen keine Rolle spielen. Gleixner, die den „langen und manchmal auch beschwerlichen“ Weg der Ökumene nachzeichnete, sprach auch von „Narben aus der belastenden Geschichte“, die immer weder aufbrechen können. Prinzip des ökumenischen Gesprächs sei heute: „Jede Kirche nimmt die andere wahr nach dem Verständnis, das diese Kirche hat.“ Gleixner vermerkte auch, dass sich im Laufe der bisherigen Tätigkeit des ÖRKÖ ein Gespräch mit dem Judentum sowie ein kritischer Diskurs mit dem Islam ergeben habe.

Gegenseitiges Beschenken

Zur Zukunft der Ökumene sagte die Ordensfrau, dass die ethischen Fragen „zu immer größerer Wahrhaftigkeit“ herausfordern würden. Vor große Herausforderungen stelle auch der Säkularismus die Kirchen. Gleixner begrüßte es, dass die theologischen Fakultäten in Österreich verstärkt auf ökumenische Fragen aufmerksam würden und sich mit den strittigen Fragen seriös befassten.

Superintendent Nausner unterstrich, dass europäische Kooperation für die Evangelisch-methodistische Kirche zum kirchlichen Alltag gehöre. Nausner hob hervor: „Die Zeit des gegenseitigen Argwohns zwischen den Kirchen ist vorbei. Unsere Wahrnehmung untereinander ist besser geworden, und Vertrauen ist gewachsen.“ Nausner sagte, es gehe um gegenseitiges Beschenken mit den jeweiligen Gaben.

ISSN 2222-2464

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