18.04.2007

Bünker: Protestantismus wird in Europa mit gemeinsamer Stimme sprechen

Der lutherische Oberkirchenrat und GEKE-Generalsekretär über den Beitrag der konfessionellen Bünde für ein christliches Miteinander in Europa

Der lutherische Oberkirchenrat und GEKE-Generalsekretär über den Beitrag der konfessionellen Bünde für ein christliches Miteinander in Europa

Wien (epd Ö) – „Der Protestantismus wird in Europa nie mit einer Stimme sprechen, aber mit einer gemeinsamen Stimme.“ Das betonte der lutherische Oberkirchenrat Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker in seinem Referat „Der Beitrag der konfessionellen Bünde für ein christliches Miteinander“ am Montag, 16. April, in Wien. Dazu hatte die Evangelische Akademie Wien im Rahmen der Vortragsreihe „Ökumenische Player in Europa“ zusammen mit dem Forum Zeit und Glaube – Katholischer Akademikerverband Wien eingeladen. Der Oberkirchenrat bemerkte, dass die Kirchen „darauf kommen, dass sie in Europa nur etwas erreichen, wenn sie es gemeinsam tun“.

 

Neue Besinnung auf die europäische Dimension

 

Bünker verwies darauf, dass der Begriff „Europa“ „relativ jung“ sei und im Protestantismus zunächst „kein Thema“ gewesen sei. Im Wesentlichen hätte sich der Protestantismus zu Beginn seiner Entstehung an eine Nation gebunden gefühlt. Das habe sich durch Jan Amos Comenius und seine Vorstellung von einer Friedensordnung für Europa im 17. Jahrhundert geändert. Nach 1945 habe es in kirchlichen Kreisen eine neue Besinnung auf die europäische Dimension gegeben, sagte Bünker. Der Oberkirchenrat informierte weiter über die Entstehung und Bedeutung des Lutherischen (LWB) und Reformierten Weltbundes (RWB) sowie über die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Dabei berichtete Bünker, dass der RWB seine europäischen Agenden an die GEKE übertragen habe. Der Oberkirchenrat hob hervor, dass sich die KEK auch besonders für die europäischen Kirchen einsetze, „deren Länder auf dem Weg“ zur EU seien.

 

Gottesdienstliche Gemeinschaft

 

Als Generalsekretär der GEKE verwies Bünker darauf, dass ihr ökumenisches Modell, die Leuenberger Konkordie (LK), aus österreichischer Sicht das Modell sei, „mit dem wir gut leben können“. Die Konkordie verbinde „zwei autonom bleibende Objekte auf einer höheren Ebene miteinander“, so Bünker. Durch die in der LK beschlossene Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft zwischen lutherischen, reformierten, methodistischen und anderen evangelischen Kirchen sei die aus der Leuenberger Kirchengemeinschaft hervorgegangene GEKE eine „gottesdienstliche Gemeinschaft“. Neben diesem Schwerpunkt würden die theologischen Gespräche innerhalb der 105 Mitgliedskirchen der GEKE einen weiteren Schwerpunkt darstellen. Hinzu kämen Gespräche mit der orthodoxen und der anglikanischen Kirche und den Baptisten. Offiziell gebe es keinen Dialog mit der katholischen Kirche durch die GEKE, da die GEKE nicht das „doppeln“ wolle, was der LWB und der RWB „auf Weltebene mit dem Vatikan“ an Gesprächen führen würden.

 

Im Blick auf Europa betonte Bünker, dass der Protestantismus seinen „spezifischen Zugang zu sozialethischen Fragen einbringen“ könne. Evangelische würden auch nicht „Säkularität und Weltlichkeit von Haus aus als etwas Negatives sehen“. Nicht ein „wiederkehrendes christliches Abendland“ wäre seitens des Protestantismus in Europa gefordert, sondern die Akzeptanz eines „Gemischs von Kulturen in Europa“.

 

ISSN 2222-2464

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