28.09.2016

Bachler: Für mehr Frauen in Führungspositionen

Oberkirchenrätin diskutierte zum Thema „Frauen in kirchlichen und politischen Leitungspositionen“

"Papamonate scheitern oft schlicht an ökonomischen Voraussetzungen", so die Personalreferentin der Evangelischen Kirche, Oberkirchenrätin Ingrid Bachler (Bildmitte) bei der Diskussion mit Veronika Prüller-Jagenteufel (li.) und Maria Katharina Moser (re.) Foto: epd/Schönwälder

Oberkirchenrätin diskutierte zum Thema „Frauen in kirchlichen und politischen Leitungspositionen“


Wien (epdÖ) – Für eine höhere Zahl von Frauen in Führungspositionen innerhalb der Kirche sprach sich Oberkirchenrätin Ingrid Bachler bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Frauen in kirchlichen und politischen Leitungspositionen“ am Freitagabend, 23. September, im Wiener Otto-Mauer-Zentrum aus. An der Diskussion, die im Rahmen des Symposiums „Die Rolle von Frauen in politischen und kirchlichen Entscheidungsprozessen“ stattfand, nahmen auch die Pastoralamtsleiterin der Wiener Erzdiözese, Veronika Prüller-Jagenteufel, die burgenländische Landtagsabgeordnete Regina Petrik (Die Grünen) sowie Politikwissenschaftlerin Eszter Kovats von der Friedrich-Ebert-Stiftung Budapest teil.

Bachler, die in der Evangelischen Kirche für Personalfragen zuständig ist, berichtete aus ihrem beruflichen Alltag: „Bei uns sind Frauen und Männer auch ökonomisch total gleichgestellt“, außerdem werde versucht, den Männern durch bezahlte „Papamonate“ mehr Zeit mit ihren Kindern zu ermöglichen. „Viele nehmen das schon wahr, aber immer noch nicht so viele, wie wir uns das wünschen“, sagte die Oberkirchenrätin. Oft scheitere es schlicht an den ökonomischen Voraussetzungen: Solange sich Männerkarenz ökonomisch nicht lohne, überlege man es sich zweimal, wer die Kindererziehung übernimmt. Hier müsse man ansetzen und Voraussetzungen schaffen, damit auch Frauen mit Kindern in Führungspositionen reüssieren können.

Dass Frauen Leitung übernehmen sei in der Katholischen Kirche noch immer nicht selbstverständlich und erzeuge Aufmerksamkeit, berichtete Prüller-Jagenteufel. Sie sprach sich für eine höhere Zahl von Frauen in kirchlichen Führungspositionen aus. „Die Katholische Kirche ist auf der geistlichen Ebene in allen Bereichen per se männlich besetzt“, aber auf der Laienebene wünsche sie sich durchaus mehr Frauen, besonders auf der Leitungsebene. Dafür müssten aber zuerst die Rahmenbedingungen geändert werden. „Ich frage immer wieder Frauen, ob sie eine Leitungsstelle annehmen wollen, die dann dankend ablehnen.“ Oft werde dies mit der familiären Situation und der Kinderbetreuung argumentiert. „Die Katholische Kirche hat zwar großes Verständnis für Familien, aber auf der Leitungsebene ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in der Kirche schwierig“, daran müsse man in Zukunft arbeiten, so die Pastoralamtsleiterin.

Für die Politikerin Petrik bewegen sich Teile der Gesellschaft in Bezug auf Chancengleichheit und Frauenrechte derzeit wieder in eine entgegengesetzte Richtung: „Ich höre immer wieder auch von jungen Frauen, dass sie bei Herd und Kind zufrieden sind und gar keine beruflichen Ambitionen hegen.“ Das sei zum einen eine problematische Einstellung, weil Frauen über Jahrhunderte für das Recht freier Arbeitswahl gekämpft hätten, zum anderen begäben sich diese Frauen in gefährliche finanzielle Abhängigkeiten zu ihren Partnern. Auf der anderen Seite beobachte sie viele Frauen in Spitzenpositionen, die sich dem männlichen Gestus komplett unterworfen hätten. „Ich folgere daraus, dass es ohne Anpassung für Frauen gar nicht möglich ist, in solche Spitzenämter vorzudringen“, meinte die Landtagsabgeordnete.

Man dürfe gar nicht beginnen zu argumentieren, was Frauen in Führungspositionen den Männern vielleicht voraushaben könnten, sondern müsse viel eher die Gerechtigkeitsfrage stellen, erklärte Politikwissenschaftlerin Kovats. Es sei schlicht und einfach nicht gerecht, dass immer noch der überwiegende Teil der Spitzenpositionen in allen Branchen von Männern besetzt sind. Dass Frauen vielleicht die besseren Chefs sind, weil ihnen eher Eigenschaften wie Fürsorglichkeit oder Kompromissbereitschaft zugeschrieben werden, sei für sie auch nur eine stereotype Denkweise: „Ich glaube nicht, dass Margaret Thatcher wegen ihrer Fürsorglichkeit und Kompromissbereitschaft an die Spitze des englischen Staates gekommen ist“, betonte Kovats.

Organisiert wurde das Symposium von der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Wien, dem International Network of Societies for Catholic Theologies (INSeCT), dem Forum Zeit und Glaube des Katholischen Akademikerverbands, Theologians together in Europe sowie der Europäischen Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen (ESWTR).

ISSN 2222-2464

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