29.09.2024

Auf Engel hören

Julia Schnizlein über den Wahl- und „Michaelistag“

Darstellung des Erzengel Michael in der St. Spyridon Kirche in Triest. (Foto: Depositphotos/boggy22)

Julia Schnizlein über den Wahl- und „Michaelistag“

„Österreicher glauben mehr an Schutzengel als an Gott“, lautete vor einigen Jahren das Ergebnis einer repräsentativen Befragung. Engel erfreuen sich seit jeher großer Beliebtheit – auch abseits der Religion. In Dekorationsläden sind sie ungebrochene Verkaufsschlager und natürlich sind sie fest in Kunst, Literatur, Musik und Popkultur verankert.

Am 29. September feiern wir einen ganz konkreten Engel. Da ist nämlich Michaelistag: „Der Tag des Erzengels Michael und aller seiner Engel“. Erzengel Michael ist im Christentum genau wie im Judentum und im Islam eine zentrale Figur. Er steht für Mut, Gerechtigkeit und Schutz und gilt als Kämpfer gegen das Böse.

Die Bibel erzählt von vielen Engeln, allerdings sind sie dort nicht immer so freundlich und harmlos, wie wir sie uns landläufig vorstellen. Sie haben auch keine Flügel, Pausbacken oder güldenen Haare, sondern sie sind Boten Gottes in Menschengestalt. Sie kämpfen, aber sie trösten auch, sie bringen gute Nachrichten, warnen die Menschen und führen sie auf den richtigen Weg.

Ich denke an die berühmte Geschichte vom Propheten Bileam und seiner Eselin aus dem Alten Testament. Bileam macht sich auf einen Weg, mit dem Gott nicht einverstanden ist. Daher schickt Gott ihm einen Engel, der Bileam mit einem Schwert in der Hand den Weg versperrt. Der Prophet allerdings ist blind für Gottes Botschaft und nimmt den Engel einfach nicht wahr – seine Eselin aber sehr wohl! Sie weicht dem Engel aus und fängt sich dafür die Schläge des wütenden Bileam ein, der seinen Willen und seinen Weg durchsetzen will.

Erst später erkennt der Prophet, dass ihm seine Eselin das Leben gerettet hat. Weil sie für Gottes Engel empfänglich war und auf Gottes Botschaft gehört hatte. Weil sie wusste, dass es gefährlich sein kann, wenn jemand stur denkt: MEIN Wille geschehe.

Unser Wille ist oft egoistisch, eindimensional und blind für unser Umfeld. Unser Wille ist auch manchmal wankelmütig und leicht zu beeinflussen. Daher ist es wichtig, dass es Menschen und Engel gibt, die unseren Willen und unseren Blick über unser selbstbezogenes Denken hinauslenken. Engel, die darum ringen, Wege zu finden, wie die Welt eine gute für ALLE sein und bleiben kann. Auf diese Engel und Menschen sollten wir als Christinnen und Christen am 29. September, am Wahltag, hören.

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Schnizlein | Wahlen | Engel

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