15.09.2023

Arnd Henze: „Kirche muss sich nach außen hin öffnen“

Pastoralkolleg lud zu „Kacheltalk“ via Zoom zum Thema „Demokratie verteidigen“

„Wir müssen Partner außerhalb der Kirchenmauern suchen“, unterstrich der Journalist und Theologe Arnd Henze beim „Kacheltalk“. (Screenshot: epd / M. Link)

Pastoralkolleg lud zu „Kacheltalk“ via Zoom zum Thema „Demokratie verteidigen“

Wien (epdÖ) – Unter dem Titel „Demokratie verteidigen“ referierte im Rahmen des „Kacheltalks“ am 14. September der deutsche Journalist und Theologe Arnd Henze über die Rolle der Evangelischen Kirche bei der Zunahme rechter und rechtsextremer Positionen in Politik und Gesellschaft.

„Die neuen Wahlergebnisse machen klar: es ist höchste Zeit, die Demokratie zu verteidigen“, erklärte Henze in Bezug auf die jüngsten Wahlsiege der „Alternative für Deutschland“ (AfD). Der Normalisierung rechter und rechtsextremer Positionen in Politik und Gesellschaft gelte es „zu wehren“.

Bei seinem Vortrag via Zoom nannte Henze die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Gesellschaft. Für ein gutes Zusammenleben sei es auch und gerade für die Kirchen wichtig, „Verständigungsmechanismen“ zu vereinbaren. Dadurch könne auch einem Schrumpfungsprozess der Kirche entgegengewirkt werden.

Henze bezog sich dabei auf sein Buch „Kann Kirche Demokratie? Wir Protestanten im Stresstest“ (2019), in dem er die Schwachstellen und Angriffsflächen der Kirche beschreibt und zeigt, wie ausgeprägt „das toxische Erbe protestantischer Demokratieverachtung und die Verknüpfung von Christ- und Deutschsein“ seien.

Schon seit langer Zeit gebe es, so Henze, im Protestantismus eine Milieuverengung. „Wenn wir die noch weiterführen, dann werden wir irgendwann eine irrelevante, im schlimmsten Fall problematische Stelle in der Gesellschaft werden“, sagte Henze und warnte zugleich vor einem Denken in „kultureller Überlegenheit“ und einer „homogenen Gesellschaft“ in der protestantischen Kirche.

Umso wichtiger sei es, einen „Schritt nach außen“ zu gehen. „Die Überlebenschance einer schrumpfenden Kirche kann nur in Öffnung nach außen hin bestehen“, schloss Henze aus seinen Analysen. Es gelte, durchaus „kontrovers“ und „divers“ zu sein sowie auch Vertrautes in Frage zu stellen. „Dies ist für die Demokratie hochrelevant“, betonte Henze.

Henze: “Partner außerhalb der Kirchenmauern suchen”

„Wir müssen Partner außerhalb der Kirchenmauern suchen. Und wir müssen überhaupt lernen, wieder mit der Öffentlichkeit umzugehen“, forderte der Theologe. Anstatt weiterhin die Sprachfähigkeit im öffentlichen Raum zunehmend einzubüßen, sollte die evangelische Kirche „das Selbstvertrauen und den Mut haben, hinauszugehen, wo die Menschen mit ihren Sorgen, Fragen, Mut, Zerrissenheit, dem Unfertigen bezüglich der Herausforderungen der Gesellschaft anzutreffen sind“, bekräftigte Henze.

„Wir müssen eine gemeinsame Grundlage suchen und gemeinsam etwas bewegen, anstatt das Unterschiedliche zu betonen“, sagte Henze abschließend. Dazu müsse die Kirche „Räume schaffen, wo die Menschen in ihrer Vielfältigkeit ins Gespräch kommen“, hob Henze hervor. In diesen Räumen sollte „alles gesagt werden können, ohne Ressentiments und Hass“.

Der “Kacheltalk” ist ein kleines, 90- bis 120-minütiges digitales Format mit Referent:innen zu aktuellen Themen, veranstaltet vom Wiener Pastoralkolleg, den Pastoralkollegs Drübeck (CH), Villigist (CH) und Ratzeburg (D), der Pfarrerweiterbildung Bern (CH) und des Theologischen Studienseminars Pullach (D). Zielgruppen des “Kacheltalks” sind Pfarrer:innen, Diakon:innen, Religionspädagog:innen, Kirchenleitende sowie Theolog:innen. Der nächste „Kacheltalk“ findet am Dienstag, 23. November, von 17 bis 18:30 Uhr zum Thema „Rassismus“ statt. Referentin ist Sarah Vecera, stellvertretende Leiterin der Abteilung Deutschland der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) und Bildungsreferentin mit dem Schwerpunkt „Rassismus und Kirche“.

ISSN 2222-2464

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Rassismus | Kacheltalk

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