12.06.2021

Zimmerservice

Michael Chalupka über einen Gottesdienst im Hotel

„'Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!' Nie zuvor hatte ich diesen Vers intensiver ausgelegt bekommen als in diesem nüchternen Hotelzimmer in Graz von den beiden Damen des Zimmerservice." Foto: pixabay

Michael Chalupka über einen Gottesdienst im Hotel

Die erste Reise nach dem Lockdown ist aufregend. Letzten Sonntag übernachtete ich das erste Mal wieder in einem Hotel. Am Morgen war ich spät dran. Ich musste zum Gottesdienst der Synode der Evangelischen Kirchen in Graz. In der Eile bemerkte ich noch in der Hotellobby, dass ich meine Bibel vergessen hatte. Also wieder zurück. Vor dem Zimmer angekommen, war der Gottesdienst schon im Gang. Hinter meiner Zimmertür da jubilierte eine Orgel und zog alle Register, da sang ein Chor begeistert und vielstimmig „Lobe den Herrn meine Seele“. Dazwischen hörte ich einzelne laute Hallelujarufe und als Antwort ein überzeugtes Amen.

Als ich die Tür öffnete, waren da keine Orgel und kein Chor. Das Zimmerservice war emsig am Werk. Eine der beiden Reinigungskräfte war im Bad an der Arbeit, die andere straffte gerade das Leintuch. Sie arbeiteten hart und feierten zeitgleich Gottesdienst an diesem Sonntag. Sie waren beim Gottesdienst ihrer Gemeinde mit dem Live-Stream über das Handy dabei. Sie feierten mit und schienen bei ihrer Arbeit beflügelt zu sein.

In den Psalmen steht: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!“ Nie zuvor hatte ich diesen Vers intensiver ausgelegt bekommen als in diesem nüchternen Hotelzimmer in Graz von den beiden Damen des Zimmerservice. Sie waren mitten in ihrer Arbeit mit ihrer Gemeinde und Gott verbunden und der Heilige Geist war bei ihnen.

ISSN 2222-2464

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Chalupka | Synode

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