22.01.2022

Wir schlafen schlecht

Michael Chalupka über einen nächtlichen Engel

"Mir ist das ein tröstlicher Gedanke. Alles abgeben zu dürfen und zu können, was mich am Tag beschäftigt, gequält und herausgefordert hat, zumindest für die nächsten Stunden der Ruhe." Foto: pixabay

Michael Chalupka über einen nächtlichen Engel

Die Nacht war kurz. Wie viele Nächte. Es mag der Sturm oder der Schneepflug vor dem Fenster gewesen sein, die aufgeheizte öffentliche Debatte um die Impflicht, die Sorge um den Frieden in Europa oder die Ratlosigkeit, die manche Begegnung der letzten Tage in mir hinterlässt, die mich zu früh aufgeweckt haben. Wir schlafen schlecht in diesen Tagen. Da bin ich nicht allein.

Mittel gegen die Schlaflosigkeit gibt es viele. Dabei ist der Rat, auf Nachrichten vor allem am eigenen Handy vor dem zu Bett gehen zu verzichten, wohl der wichtigste. Mir hilft Martin Luther. Er hat uns seinen Abendsegen hinterlassen. Dort heißt es: „Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir.“ Mir ist das ein tröstlicher Gedanke. Alles abgeben zu dürfen und zu können, was mich am Tag beschäftigt, gequält und herausgefordert hat, zumindest für die nächsten Stunden der Ruhe. Der Gedanke, dass ein Engel über mich wacht, mag kindlich sein. Mir gefällt er. Nach dem Abendgebet empfiehlt Luther dann auch ganz profan: „Alsdann flugs und fröhlich geschlafen.“ Das gelingt dann auch meistens, bis der Schneepflug kommt oder ein anderes nächtliches Ungeheuer. Dann liegt Luthers Morgensegen bereit mit dem Satz: „Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir.“ Was in der dunklen Nacht hilft, kann am lichten Tag nicht falsch sein.

ISSN 2222-2464

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