30.10.2007

Wipf: Europa braucht Botschaft der Freiheit und der Hoffnung

Der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa sprach beim Reformationsempfang über Protestantismus in Europa

Thomas Wipf mit Gattin und Herwig Sturm (rechts)

Der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa sprach beim Reformationsempfang über Protestantismus in Europa

Wien (epd Ö) – Die Bedeutung des Protestantismus im heutigen und im zukünftigen Europa hat der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), Thomas Wipf, in seiner Rede beim Reformationsempfang der Evangelischen Kirchen am Dienstag, 30. Oktober, in Wien betont. „Für die Evangelische Kirche ist das Zeugnis für das Evangelium untrennbar verbunden mit der Vorstellung der Kirche als öffentliche Einrichtung, als offene Dienstgemeinschaft an der Welt und an den Menschen“, so der GEKE-Präsident. Im Jahr 1973 hätten die durch die Reformation entstandenen Kirchen mit Hilfe der Leuenberger Konkordie wieder zu einer Gemeinsamkeit gefunden. Wipf: „Das Evangelium – nicht die Kirche – ist uns gemeinsam Gabe und Aufgabe.“ Er hob hervor, dass die Menschen in Europa angesichts der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen „verlässliche Orientierung und tragende Werte“ benötigten. „Europa braucht in erster Linie das Evangelium; Europa braucht die Botschaft von der freien Gnade Gottes, die Botschaft der Freiheit, der Versöhnung und der Hoffnung.“

 

Kirche im eigentlichen Sinn: Wo Gottes Wort gehört und Sakramente gefeiert werden

 

Die Tatsache, dass nach 450 Jahren der Trennung Kirchen einander Gemeinschaft in Wort und Sakrament gewähren, bedeute „nichts weniger als den bisher bedeutendsten ökumenischen Durchbruch“. Wipf: „Diejenige Kirche, die sich – im Respekt vor den verschiedenen Bekenntnistraditionen – um das eine, ihr von Christus gegebene Wort und das Sakrament sammelt und Gott für diese Gabe dankt, ist Teil der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche.“ Dem Protestantismus gehe es vor allem um das Evangelium und um die Menschen, weniger um die Kirche selbst. „Die Kirche ist nur das bescheidene Instrument, um den Auftrag Jesu Christi wahrzunehmen“, so Wipf.

 

Versöhnung unter den Konfessionen als Beitrag zum Zusammenwachsen Europas

 

Der Präsident gab zu bedenken, dass die reformatorischen „Kirchen aber auch ihren eigenen Anteil nicht nur an der Spaltung des Christentums, sondern an der Spaltung Europas und seiner Völker“ hätten. Dank der Leuenberger Konkordie seien die evangelischen Kirchen jedoch zu einer Gemeinschaft geworden, die zur Versöhnung gefunden habe. Von daher sei die Leuenberger Konkordie auch ein „europäisches Friedensdokument“. Wipf: „Als Friedens- und Versöhnungsdokument zwischen den Konfessionen leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Versöhnung unter den Völkern und Nationen Europas.“

 

Der Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes verwies auch auf die Bedeutung Wiens als einer „der wichtigen wissenschaftlichen und geistlichen Nährböden der Reformationsbewegung“. Wipf äußerte seine Freude darüber, dass der diesjährige Reformationsempfang der GEKE gewidmet sei. Mit dem Sitz der GEKE-Geschäftsstelle in Wien seit dem 1. Jänner 2007 sei „der europäische Protestantismus in einem seiner geistig-geistlichen Zentren angelangt und gleichzeitig in der Mitte Europas“. Neben den großen evangelischen Mehrheitskirchen in einigen Ländern bildeten im gesamten europäischen Kontext die evangelischen ChristInnen „jedoch eine Minderheit von 13 Prozent“. Auch in Österreich sei das nicht anders. „Und dennoch: Die evangelischen Kirchen sind ein bedeutsamer Faktor in der österreichischen wie auch in der europäischen Gesellschaft.“

ISSN 2222-2464

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