10.11.2006

Willow-Creek-Leitungskongress 2006

Sturm: Welt braucht verantwortliches Tun und weitsichtiges Engagement

Sturm: Welt braucht verantwortliches Tun und weitsichtiges Engagement

Linz – Rund 5.500 Christinnen und Christen aus verschiedenen Kirchen, Freikirchen und christlichen Werken haben am Willow-Creek-Leitungskongress „Geistlich leiten – auf klarem Kurs“ in Bremen teilgenommen. Der Kongress dauerte vom 9. bis zum 11. November und wurde aus dem AWD-Dom in Bremen live nach Linz in Oberösterreich und nach Winterthur in die Schweiz übertragen. Der Willow-Creek-Leitungskongress war überkonfessionell und richtete sich an Personen, die in Kirchen und christlichen Gemeinden Leitungs- und Führungsverantwortung auf unterschiedlichen Ebenen wahrnehmen. Wie der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Mag. Herwig Sturm, bei einem Pressegespräch am Donnerstag, dem 9. November, in Linz erklärte, wolle der Kongress dazu aufrufen, „unser Leben und unseren Glauben noch besser zu gestalten“. Der oberösterreichische Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer äußerte seine Freude darüber, „dass sich so viele hier in Linz einfinden, um darüber nachzudenken, wie unsere christlichen Gemeinden noch stärker auf die Gesellschaft einwirken können“. Etwa 600 Menschen verfolgten den Kongress über eine große Leinwand in der Intersportarena in Linz. Nach Aussage von Pastor Werner Holmes-Ulrich entschied man sich für Linz als Übertragungsort aufgrund der „gut funktionierenden Einheit unter den reformatorischen Christen in Oberösterreich“. Ähnlich viele TeilnehmerInnen gab es auch bei der Übertragung nach Winterthur.

Hauptredner des Kongresses waren der Gründer der Willow-Creek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago, Seniorpastor Bill Hybels, und der Leiter der Saddleback Church in Lake Forest/Kalifornien, Pastor Rick Warren. Außerdem nahmen Prof. Dr. Michael Herbst, Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald, und leitende MitarbeiterInnen der Willow-Creek-Gemeinde als Referenten am Kongress teil.

Lehner: Leiten heißt dienen

Die Welt brauche ein verantwortliches Tun und ein weitsichtiges Engagement, bekräftigte Bischof Sturm. Landeshauptmann Pühringer verwies darauf, dass Politiker und Kirchen „einen großen gemeinsamen Nenner“ hätten, „da wir für die Gesellschaft da sind, für die Menschen“. Wenn christliche Gemeinden sich aufmachen, um Gesellschaft zu gestalten, könne dies „nur im Sinne der Politik“ sein.

„We are here to serve – wir sind hier, um zu dienen“. Diesen Slogan trug jeder ehrenamtliche Mitarbeiter auf einem Schild beim Kongress in Bremen. Dr. Gerold Lehner, Superintendent der Evangelischen Diözese A.B. Oberösterreich, gab zu verstehen: „Wenn wir von christlicher Leitung reden, reden wir immer vom Dienst.“ Dieser Dienst heiße aber nicht, sich selbst zu verwirklichen und nur die eigenen Konzepte durchzusetzen. Lehner: „Menschen, die von sich selbst frei geworden sind, können sich in Freiheit dem anderen Menschen widmen.“ Der Vorsitzende der Freien Christengemeinden in Österreich, Pastor Eduard Griesfelder, unterstrich die Notwendigkeit lebendiger Gemeinden und lebendiger und überzeugter Christen. Der Pastor sprach sich für eine Gesellschaft aus, „in der die biblischen Werte wieder auf den Leuchter gestellt werden“.

Kirchenrat Hans-Martin Steffe, Leiter des Amtes für Missionarische Dienste der Badischen Landeskirche in Deutschland, regte zur Reflexion darüber an, was von den Impulsen der Arbeit von Willow Creek in Österreich und Deutschland umsetzbar sei. Er sprach sich dafür aus, verstärkt auf Menschen zuzugehen, Gottesdienste für unterschiedliche Milieus anzubieten und neue Gottesdienstformen zu entwickeln. „Lernen, ermutigen, begegnen“ nannte Ing. Gerald Wakolbinger vom Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau seine Impulse nach den ersten Vorträgen der Referenten Bill Hybels und Rick Warren. Wakolbinger verwies auf die große Anzahl von unterschiedlichen MitarbeiterInnen aus Österreich in der Vorbereitung: „Wir haben so noch nie zusammengearbeitet.“ Zum Organisationsteam für die Übertragung nach Linz gehörten VertreterInnen der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, der Operation Mobilisation, der Baptistengemeinden, der Mennoniten und der Freien Christengemeinden.

Herbst: Pfarrer müssen Leitung der Gemeinde wieder neu lernen

Zahlreiche Pfarrer und Pastoren müssen die Leitung ihrer Gemeinde wieder neu lernen, gab Herbst bei seinem Vortrag „Zwischen Pastorenkirche und Führungsschwäche“ zu bedenken. Vielfach gelte der Blick von Pfarrern „nicht den Verheißungen Gottes, sondern den Krisen der Kirche.“ Leitung einer Gemeinde bedeute jedoch, „die Verheißungen Gottes zu predigen und Menschen dadurch in Bewegung zu setzen“. Nach Ansicht des Professors bedeute Führung im Sinne Jesu Christi, dass ein Verkündiger seine Mitarbeiter „angesichts von entmutigenden Situationen tröstet, sie wieder auf die Beine bringt, sie ermutigt“.

U2-Sänger Bono Vox rief Christen zum Kampf gegen Aids auf

Der Sänger der irischen Rockband „U2“, Bono Vox, hat Christen dazu aufgerufen, sich vermehrt im Kampf gegen Armut und die Immunschwächekrankheit Aids zu engagieren. „Das Gebot von Jesus Christus ‚Liebe deinen Nächsten’ ist kein Ratschlag, sondern ein Befehl“, sagte der Sänger in einem vorab aufgezeichneten Interview mit Bill Hybels. Das Interview wurde im Rahmen des Kongresses ausgestrahlt. Bono kritisierte das bisherige Engagement der Kirchen. Zur Kirche habe er ein distanziertes Verhältnis, was auch daran liege, dass „die Kirche Aids-Kranke eher verurteilt als ihnen zu helfen“, so der Musikstar. „Ich hatte nie ein Problem mit Christus, aber die Christen sind oft das Problem“, sagte der Sänger. Christus würde es nicht wollen, dass sich die Kirche von der Aids-Krise abwendet. Bono: „Jesus war entweder ein Niemand, oder der, als der er sich bezeichnet hat; ich glaube an den Letzteren.“

Die Gemeinde Willow Creek mit Sitz in South Barrington bei Chicago wurde 1975 von Bill Hybels gegründet. Sein Ziel ist es, Menschen mit der Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus zu erreichen, die nicht in die Kirche gehen. Heute besuchen rund 22.000 Menschen am Wochenende die Gottesdienste der Gemeinde. Willow-Creek-Kongresse werden in Deutschland seit 1996 durchgeführt. Insgesamt haben mehr als 60.000 Menschen bisher an den Kongressen teilgenommen.

ISSN 2222-2464

Diesen Beitrag teilen

Newsletter abonnieren

Der Newsletter von evang.at mit den wichtigsten Nachrichten des Evangelischen Pressedienstes (epd) ist kostenlos und erscheint in der Regel einmal pro Woche am Mittwoch.