19.09.2015

Wiener Neustadt: Lichtermeer für Flüchtlinge

Flüchtlingsdienst: Keine Mehrheit für menschenverachtende Politik

Hilfsorganisationen haben zum Lichtermeer in Wiener Neustadt aufgerufen, und 1300 Menschen setzten ein Zeichen für ein friedliches Miteinander. Foto: epd/Schönwälder

Flüchtlingsdienst: Keine Mehrheit für menschenverachtende Politik


Wiener Neustadt (epdÖ) – Ein leuchtendes Zeichen für Solidarität haben 1300 Menschen am Freitagabend, 18. September, beim „Lichtermeer“ am Hauptplatz in Wiener Neustadt gesetzt. Dazu aufgerufen hat ein Verbund aus 20 Hilfsorganisationen, darunter auch Diakonie, Caritas und Katholische Aktion. Es sei dringend an der Zeit, wieder ein Zeichen für ein friedliches Miteinander zu setzen, losgelöst von politischem Weltbild oder Konfession, hieß es im Vorfeld der Kundgebung von Seiten der Veranstalter.

Österreich habe in den letzten Wochen ein „freundliches Gesicht“ gezeigt, betonte Christoph Riedl, Geschäftsführer des Diakonie Flüchtlingsdienstes, besonders in Bezug auf das Engagement in der Zivilgesellschaft. „Das zeigt, dass die Mehrheit nicht mehr mitmachen will bei der menschenverachtenden Politik gegenüber Flüchtlingen.“ Gleichzeitig hätten die Ereignisse in Ungarn und in anderen Ländern leider auch das „weniger freundliche“ Gesicht Europas gezeigt. Es sei „unerträglich“, wenn Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht mit Tränengas „begrüßt“ würden, so Riedl, der legale und sichere Wege nach Europa und nach Österreich forderte. Dafür müsse man die Asylpolitik „radikal“ verändern und das Dublin-Abkommen endlich aussetzen.

„Nur ein Europa der offenen Arme kann ein christliches Europa sein“, sagte die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) Gerda Schaffelhofer. Christen seien in diesen Tagen besonders gefordert, da es Teil der christlichen Verantwortung sei, Menschen in Not und auf der Flucht willkommen zu heißen. „Wir müssen uns entscheiden, ob wir ausgrenzen oder solidarisch sein wollen und ob wir Mauern oder Brücken errichten“, so Schaffelhofer. Jeder, der behaupte, Egoismus und Abschottung seien in einer solchen Situation die richtigen Mittel, habe die Idee Europas nicht verstanden. Ein christliches Europa könne nur auf Solidarität und Hilfsbereitschaft aufgebaut sein.

„Niemand verlässt seine Heimat ohne Grund. Flucht ist kein Verbrechen, Flucht hat Gründe“, meinte Erich Fenninger von der Volkshilfe. Er zeigte sich empört über den Umgang mit Flüchtlingen. Es sei ein Skandal, wenn Menschen auf der Flucht in Europa nicht geschützt werden. „Fällt das Asylrecht, dann fällt das Menschenrecht und dann fällt Europa in sich zusammen“, warnte der Volkshilfe-Direktor und forderte, dass jeder Mensch, der nach Europa kommt, Schutz bekommt.

Laut Alexander Pollak von SOS Mitmensch befinde sich die gesamte EU zurzeit in „Entscheidungstagen“: „Lassen wir uns von Angst, Vorurteilen, Misstrauen und Egoismus leiten oder siegen Menschlichkeit und Toleranz?“, fragte Pollak. Er zeigte sich überzeugt, dass nicht Grenzzäune, sondern Offenheit die richtige Lösung seien. „Das wird uns in Zukunft bestimmt auch vor Probleme stellen, aber Probleme bergen daneben immer Chancen.“

ISSN 2222-2464

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Diakonie | Flüchtlinge

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