19.08.2015

Wien: „Gemeinsam gegen antisemitischen Vandalismus“

Jüdische Fahne am Baufeld des Campus der Religionen neu gehisst

Es sei ein gutes und wichtiges Zeichen, dass man nach solchen Vorfällen nicht allein gelassen wird, betonte Raimund Fastenbauer von der Israelitischen Kultusgemeinde. Dass man in der Lage sei gemeinsam gegen solche Provokationen aufzutreten, zeuge außerdem von einer großen Solidarität zwischen den Religionen. (Foto: M. Schomaker)

Jüdische Fahne am Baufeld des Campus der Religionen neu gehisst

Wien (epdÖ) – Scharf verurteilt haben die anwesenden Religionsgemeinschaften die antisemitischen Schmierereien von Ende Juli bei der Wiedererrichtung der jüdischen Fahne am Dienstagvormittag im neu entstehenden Campus der Religionen. Man wolle gemeinsam auftreten und mit einer Stimme sprechen, wenn eine Religion durch einen solchen Vandalenakt angegriffen werde, hieß es von Seiten aller Religionsgemeinschaften bei der gemeinsamen Zeremonie in der Wiener Seestadt.

Als „abscheulich“ bezeichnete die Wiener lutherische Superintendentialkuratorin, Inge Troch den Vandalismus an der jüdischen Fahne. Religionsgemeinschaften müssten gemeinsam den Gründen für solche Taten auf die Spur gehen und dürften nicht aufhören sich für den Frieden in der Stadt einzusetzen. „Wenn wir alle an dem Traum des Friedens arbeiten, dann wird er Wirklichkeit, so Troch.

Der Wiener römisch-katholische Bischofsvikar Dariusz Schutzki zeigte sich „sehr nachdenklich“, dass solch eine Aktion im toleranten Wien überhaupt passieren kann. Es erfülle ihn aber auch mit einem gewissen Stolz, dass die Religionsgemeinschaften in einer solch dunklen Stunde zusammenstünden und gemeinsam die Stimme erheben. „Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich so kurzfristig zusammenfindet. Das zeigt, dass der interreligiöse Zusammenhalt in Wien besonders groß ist“, betonte Schutzki.

Es sei ein gutes und wichtiges Zeichen, dass man nach solchen Vorfällen nicht allein gelassen wird, betonte Raimund Fastenbauer von der Israelitischen Kultusgemeinde. Dass man in der Lage sei gemeinsam gegen solche Provokationen aufzutreten, zeuge außerdem von einer großen Solidarität zwischen den Religionen. Grundsätzlich trete der Antisemitismus weiterhin viel zu häufig zum Vorschein. „Manche scheinen aus der Schoa noch immer nichts gelernt zu haben“, sagte Fastenbauer.

„Wir sind sehr stolz, dass Wien eine Stadt des Friedens ist. Die Religionsgemeinschaften leisten zu diesem Frieden einen wichtigen Beitrag“, betonte Vizebürgermeister Michael Ludwig. Es sei wichtig, gemeinsam gegen Kräfte aufzutreten, die diesen Frieden bedrohen. Die Schändung der jüdischen Fahne habe ihn außerordentlich betroffen gemacht, weil sie nicht nur einen Angriff auf eine einzelne Gruppe von Menschen darstellt, sondern auch das friedliche Zusammenleben einer ganzen Stadt gefährde. Deswegen setze man auch weiterhin alles daran, die Täter auszuforschen, auch wenn es bislang noch keine konkrete Spur gebe, berichtete Ludwig.

Zu diesem Zeitpunkt könne man einfach nur „fassungslos und still“ auf das Angerichtete schauen, betonte der Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft Gerhard Weißgrab. „Wir sind sehr gefordert achtsam und solidarisch zu sein, ohne dabei auf diese Gewalt wieder mit Gewalt zu antworten“, erklärte Weißgrab.

Der Campus der Religionen soll künftig Gotteshäuser sechs verschiedener Religionsgemeinschaften beherbergen und ist als Zeichen des Dialogs gedacht. Erst Mitte Juni war das Baufeld gesegnet worden. Zehn Fahnen kündigen seither den „Campus der Religionen“ an: Sechs zeigen die Symbole der vertretenen Glaubensgemeinschaften, vier weitere stehen für Europa, Österreich, Wien und dem Bezirk Donaustadt.

Schon unmittelbar nach dem antisemitischen Vandalenakt hatten alle am „Campus der Religionen“ vertretenen Glaubensgemeinschaften in bewusst zeitgleich versandten Pressemitteilungen die Tat verurteilt. Vertreter von katholischer, evangelischer und orthodoxer Kirche, der Islamischen Glaubensgemeinschaft, der Israelitische Kultusgemeinde und der Buddhistischen Religionsgesellschaft zeigten sich darin „bestürzt und betroffen“.

ISSN 2222-2464

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