26.01.2004

Wien: Amtseinführung des neuen Superintendenten

Hansjörg Lein: Gemeinsam neue Wege gehen

Hansjörg Lein: Gemeinsam neue Wege gehen

Wien (epd Ö) Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Gustav-Adolf-Kirche in Wien-Gumpendorf wurde am Samstag, 24. Jänner, der neue Wiener Superintendent, Mag. Hansjörg Lein, in sein Amt einführt. Die Amtseinführung in der größten evangelischen Kirche Österreichs nahm Bischof Mag. Herwig Sturm vor, als Assistentinnen wirkten die Superintendentin der Diözese Salzburg-Tirol, Mag. Luise Müller, und die Wiener Seniorin Mag. Lydia Burchhardt.

Das Evangelium allen Menschen zu predigen, beschreibe den Kern des Superintendentenamtes, sagte Bischof Sturm in seiner Ansprache vor den mehreren hundert Gästen, darunter hochrangige Vertreter der Evangelischen Kirchen, der Politik, der Ökumene und der Nachbarkirchen. Die Vielvölkerstadt Wien sei, so Sturm, eine „wunderschöne Herausforderung“ für die Tätigkeit des Superintendenten. Kirche in der Stadt bedeute, in der Vielstimmigkeit der multikulturellen Umgebung den Dialog zu führen und Gemeinschaft zu pflegen.

Dialogische Kompetenz wahrnehmen

In seiner Predigt über das Pauluswort „Wir sind Narren um Christi Willen“ sagte der neue Superintendent, dieses Wort habe Menschen immer wieder dazu getrieben, ein Leben zu führen, das sich den jeweiligen gesellschaftlichen Konventionen radikal verweigert. Jesus selbst habe auf die Mächtigen seiner Zeit wie ein Verrückter gewirkt. Wer solche Botschaften, wie jene der Bergpredigt, in die Welt setzt, „muss mit Widerstand und Gewalt rechnen“, meinte Lein. Das Kreuz auf Golgatha sei so zum Zeichen der Ohnmacht und des Leidens geworden. Ein Narr um Christi Willen zu sein bedeute heute, gemeinsam mit anderen unkonventionelle Ideen zu spinnen und neue Wege zu gehen, zu den eigenen Schwächen zu stehen und über sich selbst zu lachen, denn: „Du hast nichts zu verlieren, außer deinen Glauben, deine Hoffnung und deine Liebe.

Auch Kirchen müssten sich als Organisationen um ihre Weiterentwicklung kümmern, führte Lein weiter aus: Viele Verantwortliche seien allerdings von der Angst um den Bestand der Kirche getrieben, anstatt von der Liebe zu den Menschen. Es gelte vielmehr, „mit unseren Gaben zu wuchern, in gelassener Fröhlichkeit und mit ansteckendem Lachen“. Lein will „als Gemeinde und Kirche“ die dialogische Kompetenz wahrnehmen und weiterhin „Orientierung anbieten für Menschen unterschiedlichster Herkunft“.

Ökumenische Begegnungen

Bei den zahlreichen Grußworten nach dem Gottesdienst sowie beim anschließenden Empfang im Konzerthaus standen nicht nur die Glückwünsche an den neuen Superintendenten im Vordergrund, sondern auch der Dank an den scheidenden Superintendenten, Mag. Werner Horn, der im Gottesdienst die Eingangsliturgie gestaltete. In der säkularen Gesellschaft brauche die Verkündigung neue Formen und neue Gemeinsamkeiten, erklärte etwa seitens der römisch-katholischen Kirche Weihbischof DDr. Helmut Krätzl und betonte das „Wachsen der Ökumene“ unter Horns Amtsführung. Die Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Oberin Christine Gleixner, hofft auf „gute ökumenische Begegnungen“. Der Wünsche der ungarischen Nachbarkirche überbrachte Bischof Péter Gáncs. Im Namen der reformierten Kirche in Österreich dankte Synodenpräsidentin FI Evelyn Martin für die lange Tradition der „geschwisterlichen Nähe“ der beiden Kirchen in Wien. Der Präsident der Generalsynode, RA Dr. Peter Krömer, wünschte dem neuen Superintendenten Kraft, „um Gottes Wort zu verkündigen, auch wenn es mühsam ist“. Die Grüße des Kultusamtes im Bildungsministerium übermittelte MinR Univ.Prof. Dr. Karl Schwarz und wünschte der Evangelischen Kirche in Wien „eine Zukunft des ökumenischen und interreligiösen Dialogs“. Als Vertreter des Oberkirchenrates A.B. dankte Landeskirchenkurator Leopold Kunrath abschließend vor allem Leins Familie für ihre Unterstützung.

Weitere Grußworte sprachen beim Empfang im Konzerthaus ORF-Wien-Landesdirektorin Dr. Brigitte Wolf, Pfarrer Mag. Johannes Satlow aus Leins Kärntner Heimatgemeinde Eisentratten, sowie Vertreter englischsprachiger Gemeinden in Wien. Im Stil seiner mittlerweile weit über Wien hinaus bekannten Kabarettgruppe „Floridsdorfer Kirchengfraster“ gab der langjährige Amtskollege Leins in der Pfarrgemeinde Floridsdorf und nunmehrige Oberkirchenrat Dr. Michael Bünker einen Rückblick auf Leins biografische Stationen. Moderiert wurde der Abend von der Wiener Superintendentialkuratorin Hannelore Kamauf. Musikalisch gestalteten den Gottesdienst Brassissimo Vienna, die Wiener Evangelische Kantorei, die Capella Lutherana, ein Streicherensemble und Tenor Daniel Johannsen. Für die musikalische Gesamtleitung zeichnete Landeskantor Mag.Matthias Krampe verantwortlich.

Hansjörg Lein (50) war am 15. November des Vorjahres von der Wiener Superintendentialversammlung zum neuen Superintendenten gewählt worden. Er folgt in diesem Amt auf Mag. Werner Horn, der nach Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand trat. Lein war seit 1979 Lehrvikar in Wien-Hetzendorf und seit 1980 Pfarrer in Wien-Floridsdorf. Der 1998 zum Senior (Vertreter des Superintendenten) gewählte Theologe hat sich besonders im diakonischen Bereich und im Religionsunterricht engagiert und war an der Entwicklung und dem Ausbau der evangelischen Gemeinden in den Wiener Gebieten nördlich der Donau beteiligt.

ISSN 2222-2464

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