12.11.2007

Wien: Albert-Schweitzer-Haus neu eröffnet

Bundespräsident Fischer: "Ein Ort der Begegnung von Menschen aus vielen Ländern und sozialen Schichten"

Bundespräsident Fischer bei der Eröffnung des Albert-Schweitzer-Hauses

Bundespräsident Fischer: „Ein Ort der Begegnung von Menschen aus vielen Ländern und sozialen Schichten“

Wien (epd Ö) – „Im Albert-Schweitzer-Haus spiegelt sich der Geist der Aufklärung wieder. Es ist ein Ort der Begegnung von Menschen aus vielen Ländern und sozialen Schichten.“ So beschrieb Bundespräsident Dr. Heinz Fischer das Albert-Schweitzer-Haus in Wien in seiner Ansprache beim Festakt zur Neueröffnung des Hauses am 9. November. Fischer erklärte: „Die Evangelische Kirche steht für Reformation, das heißt für offenen Dialog, für Gedankenaustausch und Toleranz.“

 

Der Wiener Bürgermeister Dr. Michael Häupl, der in den 70er Jahren VSStÖ-Vorsitzender war, sagte bei der Neueröffnung: „Beim Betreten des neu gestalteten Gebäudes habe ich das Gefühl einer Rückkehr zu Freunden.“ Der Bürgermeister erinnerte sich an das damalige Albert-Schweitzer-Haus als einen „Ort der Begegnung und des Streits“. Unter großem Beifall der zahlreichen Festgäste bemerkte er zu aktuellen Situation Österreichs: „Ich habe den Eindruck, dass die Aufklärung in unserem Land einen dringenden Renovierungsschub braucht.“ Das Albert-Schweitzer-Haus sei stets „ein wichtiger Ort des lebendigen Gesprächs und des lebendigen Geistes“ gewesen. Das solle sich auch im neu gestalteten Haus „fortschreiben“.

 

Dass das Albert-Schweitzer-Haus ein „Ort der gelebten Konvivenz von Religionen und Kulturen“ sei, unterstrich der Wiener Systematiker Univ.-Prof. Dr. Ulrich H.J. Körtner in seinem Festvortrag über „Kultur und Ethik in den Weltreligionen: Zur Aktualität Albert Schweitzers“. Schweitzer sei ein „undogmatischer Theologe“ gewesen, der „die Orthodoxie der Kirchen“ für suspekt gehalten habe. Mit seinem Grundgedanken der „Ehrfurcht vor dem Leben“ habe er einen „mythisch gewordenen Rationalismus“ vertreten. Diese Verbindung zwischen mythischem Denken und Verstand solle, so Körtner, ein „Markenzeichen“ des Albert-Schweitzer-Hauses bleiben.

Kritisch merkte der Theologe zu Albert Schweitzers Philosophie der Religionen an, sie enthalte eine bedenkliche Abwertung des Islam, und ihre Reduktion der Religion auf Moral werde dem Wesen der Religion nicht gerecht. Grundsätzlich forderte Körtner in seinem Festvortrag, die monotheistischen Religionen müssten „pluralismusfähig“ sein.

 

Bischof Sturm: „Ein Wagnis der Verantwortung in Freiheit“

 

„Das Albert-Schweitzer-Haus war bei seiner Gründung ein Wagnis der Verantwortung in Freiheit. Es bleibt ein Wagnis, ob das gelingt.“ Mit diesen Worten segnete Bischof Mag. Herwig Sturm zusammen mit dem reformierten Landessuperintendenten Mag. Thomas Hennefeld und Hochschulpfarrerin Mag. Gerda Pfandl das neu eröffnete Albert-Schweitzer-Haus. In Kurzinterviews mit dem Moderator der Veranstaltung, dem ORF-Journalisten Gerald Gross, sprachen Grußworte u.a. der Wiener Superintendent Mag. Hansjörg Lein, die Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit in Österreich, Pfarrerin Mag. Barbara Heyse-Schäfer, der Rektor des Evangelischen Diakoniewerkes Gallneukirchen, Dr. Gerhard Gäbler, Prof. Hans Nickl von „Nickl & Partner Architekten“, München, sowie ein Heimbewohner aus Ghana.

 

Für den musikalischen Rahmen der Neueröffnung des Albert-Schweitzer-Hauses sorgte die Gruppe SaxoFrön als integrative Band des Evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen und ein Saxophonquartett der Johann-Sebastian-Bach-Musikschule Wien.

ISSN 2222-2464

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