Wehrpflicht: Körtner für Beibehaltung des Status quo
Debatte über Aufgaben und Notwendigkeit des Bundesheeres sei wichtiger

Debatte über Aufgaben und Notwendigkeit des Bundesheeres sei wichtiger
Wien (epdÖ) – „Die Frage, ob wir ein reines Berufsheer oder die Beibehaltung der Wehrpflicht und eine Armee aus Berufssoldaten und Grundwehrdienern wollen, ist zweitranging“, schreibt der evangelische Theologe und Ethiker Ulrich Körtner in einem Kommentar in der Wochenzeitung „Die Furche“ vom 3. Jänner 2013. Die entscheidenden Fragen würden nicht gestellt, kritisiert Körtner. Am 20. Jänner gibt es eine Volksbefragung zur Beibehaltung der Wehrpflicht bzw. Einführung eines Berufsheers.
„Die Kernfrage lautet vielmehr, wozu Österreich überhaupt ein Bundesheer benötigt, und welche Aufgaben dieses im Rahmen einer zeitgemäßen Sicherheitsstrategie erfüllen soll“, so Körtner. Er bemängelt, dass die Frage nach der Notwendigkeit eines Militärs nicht gestellt werde und betont, dass es bei der Volksbefragung nicht um die Zukunft des Zivildienstes geht, auch wenn Militär und Zivildienst historisch eng beieinander liegen. „Die Frage des Wehrdienstes ist eine rein sicherheitspolitische und nicht eine sozialpolitische Frage.“
Ob die allgemeine Wehrpflicht dazu beitrage, dass das Militär eine demokratische Institution ist, Stichwort „Bürger in Uniform“, sei nicht eindeutig zu beantworten. Körtner erinnert an den evangelischen Theologen Albert Schweitzer (1875-1965), aus dessen Sicht eine allgemeine Wehrpflicht nicht automatisch der Zivilisierung des Militärs oder der Militarisierung der Zivilgesellschaft Vorschub leistet. „Dass die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht schon deshalb wünschenswert sei, weil damit der um sich greifende Egoismus in der jungen Generation eingedämmt würde, wie von manchen ins Feld geführt wird, ist jedenfalls kein ausreichendes Argument.“
Kritik übt Körtner an jenen, die mit dem Zivildienst für eine Beibehaltung der Wehrpflicht werben. Er selbst sei aber aus mehreren Gründen für eine Beibehaltung des Zivildienstes.
„Solange die Politik den sicherheitspolitischen Kernfragen ausweicht, spricht aus pragmatischen Gründen vieles für die Beibehaltung des Status quo – eine typisch österreichische Lösung, die aber weder sicherheitspolitisch noch sozialpolitisch von Dauer sein kann“, resümiert Körtner in seinem Gastkommentar.
ISSN 2222-2464