06.07.2010

Vorkonferenz zur Internationalen AIDS-Konferenz in Wien soll Bestandsaufnahme der Haltung der Kirchen gegenüber AIDS bringen

Altbischof Sturm: "Mit diskriminierenden Äußerungen aufhören"

Altbischof Sturm: „Mit diskriminierenden Äußerungen aufhören“

Wien (epd Ö) – „Eine Bestandsaufnahme der Kirchen und Religionsgemeinschaften darüber, wie in ihren eigenen Reihen mit der AIDS-Problematik umgegangen wird“, erwartet sich der lutherische Altbischof Herwig Sturm von der Vorkonferenz zur 18. Internationalen AIDS-Konferenz in Wien, zu der die Kirchen und religiösen Organisationen am 17. Juli einladen. „Die Kirchen müssen mit diskriminierenden Äußerungen wirklich aufhören“, fordert Sturm, der im Vorbereitungskomitee des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) maßgeblich an der Planung der Vorkonferenz beteiligt ist. Der ehemalige Bischof kritisierte im Gespräch mit dem epdÖ, die Kirchen verhielten sich auf dem Gebiet der AIDS-Prävention „noch zu zögerlich“ und forderte „eine gemeinsame Vorgangsweise“. Sturm bedauerte auch, dass die Veranstalter der vom 18. bis 22. Juli stattfindenden 18. Internationalen AIDS-Konferenz wohl auf Grund negativer Erfahrungen mit religiösen Gemeinschaften „nichts zu tun“ haben wollen und kündigte an: „Wir möchten da einen neuen Ton hineinbringen.“

Die Vorkonferenz, die in der Technischen Universität Wien unter dem Titel „Recht hier und jetzt. Was hat Glaube damit zu tun?“ stattfindet und zu der 250 TeilnehmerInnen erwartet werden, befasst sich mit der Frage, wie Glaubenstraditionen Barrieren überwinden und mit sozialem Engagement, Unterstützung und Prävention gegen die weltweite Ausbreitung von AIDS vorgehen können. In sechs Arbeitsgruppen werden praktisch-theologische Aspekte wie die im Glauben begründete Anwaltschaft, die führende Rolle der Religionen bei der Antwort auf HIV, Fragen der Menschenwürde und Menschenrechte in Bezug auf HIV, die Rolle der Glaubensgemeinschaften bei der Gesundheitspflege sowie die Möglichkeiten einer „religiösen Stimme für Gerechtigkeit“ thematisiert. Wie die Veranstalter in einer Aussendung hervorheben, sind religiöse Einzelpersonen und Organisationen „schon lange an der vordersten Front gegen HIV mit Gesundheitsvorsorge und Hilfe in Gesellschaften mit wenigen Ressourcen“ aktiv.

Prominente RednerInnen

Auf der Konferenz wird unter anderem der Generalsekretär des Weltkirchenkrates (WCC), Olav Fykse Tveit, sprechen. Vonseiten der Evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich spricht in einem die Vorkonferenz abschließenden abendlichen „Gebet der Religionen“ zum Thema „Hoffnung“ Bischof Michael Bünker auf dem Wiener Karlsplatz. Ein Plenum wird von Oberkirchenrat Karl Schiefermair moderiert. In einem „Gebet der Religionen“ mit dem Thema „Gerechtigkeit und Würde“ zum Abschluss der 18. Internationalen AIDS-Konferenz spricht am 20. Juli in der Votivkirche die lutherische Oberkirchenrätin Hannelore Reiner. Das „Gebet der Religionen“ in der Votivkirche ist der Auftakt zu einem Menschenrechtsmarsch durch die Wiener Innenstadt zum Heldenplatz, wo eine Kundgebung stattfindet. Weitere Referenten auf der Vorkonferenz sind Kevin Moody, internationaler Koordinator und Geschäftsführer des Globalen Netzwerkes von Menschen, die mit HIV/AIDS leben, Hany El Banna, Geschäftsführer des „Humanitarian Forum“, der weltweist größten muslimischen Hilfsorganisation, Kezevino Aram, Direktor der Hilfsorganisation Shanti Ashram, und Jan Beagle, stellvertretender Direktor von UNAIDS, des Anti-HIV/AIDS-Programms der UNO.

Breite Basis der Konferenz

Veranstaltet wird die Vorkonferenz von der Ecumenical Advocacy Alliance („Ökumenische Anwaltschafts-Allianz“) mit Sitz im Ökumenischen Zentrum in Genf. In einem lokalen Vorbe-reitungskomitee in Österreich führt der ÖRKÖ den Vorsitz. In dem Lokalkomitee arbeiten die Evangelisch-lutherische und die Evangelisch-reformierte Kirche, die Römisch-katholische Kirche, die Altkatholische Kirche, die Islamische und die Buddhistische Glaubensgemeinschaft sowie World Vision Österreich mit. Zur anschließenden 18. Welt-Aids-Konferenz „AIDS 2010 – Rechte hier und jetzt“ werden rund 25.000 TeilnehmerInnen erwartet. Im Mittelpunkt der von der Internationalen AIDS-Gesellschaft (IAS) veranstalteten Konferenz steht die Forderung nach weltweiter Verbesserung von Therapien und der Versorgung mit Medikamenten. Auch zahlreiche Selbsthilfegruppen und Politiker, die sich gegen AIDS und HIV engagieren, werden vertreten sein.

ISSN 2222-2464

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