23.04.2014

Ungewöhnliche Spendenaktion: Nimm einen, zahl zwei

"Bo(h)nuskaffee" schenkt Kaffee und ermöglicht soziale Interaktion

Die Aktion "Sospeso Bo(h)nuskaffee" fasst, ausgehend von Neapel, jetzt auch in Österreich stärker Fuß. Personen zahlen im Voraus in einem Lokal für Essen oder Trinken, das für jemanden bestimmt ist, der er sich sonst nicht leisten könnte. Foto: wikimedia/Takkk

„Bo(h)nuskaffee“ schenkt Kaffee und ermöglicht soziale Interaktion

Wien (epdÖ) – „Es ist ganz einfach. Ich zahle zwei Kaffees – einen für mich und einen für jemanden, der es sich nicht leisten kann“, beschreiben Vera Hinterdorfer und Martin Schenk die Aktion „Sospeso Bo(h)nuskaffee“, die ausgehend von Neapel jetzt auch in Österreich stärker Fuß fasst. Personen zahlen im Voraus in einem Lokal für Essen oder Trinken, das für jemanden bestimmt ist, der er sich sonst nicht leisten könnte. „Spender und Empfänger bleiben einander unbekannt, um Großzügigkeit, Stolz und den Genuss von Kaffee auch in schweren Zeiten zu schützen.

„Am weltweiten Sospeso-Tag, dem 15. April, haben sich Menschen rund um das „Häferl“, einer Sozialeinrichtung der Diakonie, Straßenzeitungsverkäufer des „Augustin“ und VertreterInnen der Armutskonferenz zusammengetan, um die Aktion „Bo(h)nuskaffee“ jetzt auch in Österreich bekannt zu machen.“Einen Kaffee für mich und eine Sospeso“, hört man im „Café Emmi“ in St. Pölten immer öfter. Auf die Idee gekommen ist ein „Emmi“-Stammkunde, der davon im Internet gelesen hatte. Auch das „Tachles“ am Wiener Karmeliterplatz ist eingestiegen. „Ich finde es wichtig, dass es bei ‚Bo(h)nuskaffee‘ nicht darum geht, sich aufzuopfern und sich seine ‚gute Tat des Tages‘ zu verdienen“, umschreibt das „Tachles“ seine Motivation. „Man unterstützt sich freiwillig gegenseitig, ohne Erwartung, einfach weil es gerade passt.“ Mit dabei seien mittlerweile auch Cafés in Purkersorf oder Vöcklabruck, so die Initiatoren der Aktion.

„Für viele ist das Café mehr als nur eine bloße Auftankstation: Es ist Treffpunkt, Arbeitsplatz und Freizeitgestaltung zugleich. Das Café ist ein kommunikativer Raum, in dem jeder Mensch seinen Platz haben sollte. Fehlt das Kaffee-Geld, kann dem städtischen Treiben lediglich von außen zugeschaut werden“, sagt Vera Hinterdorfer. „Der aufgehobene Kaffee wird die Welt nicht retten. Er ist aber eine starke Geste: unbürokratisch, anonym, ohne Beschämung. Der Kaffee frisch, das Kipferl nicht vom Vortag, das Brot nicht übriggeblieben – das Glück geteilt, so Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie, abschließend.

Der Caffè sospeso (dt. schwebender oder aufgeschobener Kaffee) ist eine lokale Besonderheit der neapolitanischen Kultur. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert etablierte sich in vielen Bars der Stadt der Brauch, außer dem eigenen Kaffee auch einen weiteren zu bezahlen. Dieser Kaffee wird vom Barista notiert und auf Nachfrage an einen Bedürftigen ausgeschenkt.

Einheimische führen die Tradition darauf zurück, dass die Neapolitaner in der Geschichte oft auf sich selbst gestellt gewesen sind. Weitere Infos über die Aktion und die teilnehmenden Cafés finden Sie im Internet: www.sospeso-bohnuskaffee.at

ISSN 2222-2464

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