20.02.2021

Unfreiwillig fasten

Michael Chalupka über die Erfahrung, verzichten zu müssen

"Der erzwungene Verzicht macht keinen Spaß. Er macht ärgerlich, manchmal wütend, und wenn kein Ende absehbar ist, lässt er uns resignieren." Foto: wikimedia/Herzi Pinki/cc by sa 4.0

Michael Chalupka über die Erfahrung, verzichten zu müssen

Die Fastenzeit hat begonnen. Fasten heißt, bewusst auf etwas zu verzichten, das man sonst genießen würde. Oft im Übermaß. Fasten heißt, freiwillig auf etwas zu verzichten. Keinen Alkohol zu trinken oder nichts Süßes zu essen oder kein Fleisch in den sieben Wochen bis Ostern. Die Freiwilligkeit unterscheidet das Fasten vom Hunger. Nun erleben wir durch die Corona-Pandemie eine Zeit, in der viele von uns, die nicht der älteren Generation angehören, es erstmals erleben, gezwungenermaßen auf vieles, was uns lieb und teuer ist und was wir genießen möchten, zu verzichten. Auf den Urlaub, den Besuch im Lieblingsgasthaus, auf die Feier im Freundeskreis. Fasten kann neue Erkenntnisse bringen, vielleicht sogar Spaß machen, weil es bald zu Ende ist.

Der erzwungene Verzicht macht keinen Spaß. Er macht ärgerlich, manchmal wütend, und wenn kein Ende absehbar ist, lässt er uns resignieren. Hierzulande erleben das viele von uns erstmals. Für viele Menschen jedoch, die nicht in den reichen Ländern der Welt leben, sind der Hunger und der Verzicht Alltag. In den Evangelischen Kirchen sprechen wir statt von der Fastenzeit von der Passionszeit. Der Zeit, in der wir die Passion, das Leiden Jesu bedenken. In dieser Passionszeit erleben wir gerade, wie belastend der unfreiwillige Verzicht ist. Das bietet uns auch die Möglichkeit, an die zu denken, für die Hunger und Verzicht keine Ausnahmesituationen sind.

ISSN 2222-2464

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