03.11.2020

Terroranschlag in Wien: Tiefe Betroffenheit in Evangelischer Kirche

Bischof Chalupka: Terror darf Zusammenhalt nicht spalten - Superintendent Geist: Vertrauen erhalten und festigen

Nach dem entsetzlichen Terroranschlag in Wien zeigen sich Vertreter der Evangelische Kirche tief betroffen und unterstreichen den Zusammenhalt. Foto: pixabay

Bischof Chalupka: Terror darf Zusammenhalt nicht spalten – Superintendent Geist: Vertrauen erhalten und festigen

Wien (epdÖ) – Tiefe Betroffenheit haben Vertreter der Evangelischen Kirche in Österreich nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt am Abend des 2. November geäußert. Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka sagte in einer ersten Reaktion via Facebook und Twitter: „Wenn die Worte versagen, bleibt mir nur das stille Gebet für die Opfer und ihre Angehörigen und die Helferinnen und Helfer. Wien hält zusammen für das Leben in dieser Stadt. Terror darf den Zusammenhalt nicht spalten!“

Der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist betonte in einer Aussendung: „Als Kirche und Gesellschaft trauern wir um die Verletzten und alle Opfer mit ihren Angehörigen und beten für sie. Wir bleiben solidarisch mit allen Kräften, die die Würde aller Menschen und die Unversehrtheit des Lebens fördern und erhalten.“ Man würde weiterhin daran mitwirken, das demokratisch-rechtsstaatliche und vertrauensvolle Geschehen in der Großstadt Wien zu erhalten und über alle Gesinnungsunterschiede hinweg zu festigen. „Als Superintendent der Evangelischen Kirche in Wien denke ich ganz besonders an alle jene, die in verschiedenster Weise in Angst und Schrecken versetzt wurden.“ Der Anschlag sei eine „unglaubliche Attacke auf ein friedliches Miteinander“ der Menschen in Wien, das Ausmaß der Gewalt schockierend.

Der niederösterreichische Superintendent Lars Müller-Marienburg zeigte sich am Montagabend auf Facebook „im Gebet mit der Stadt Wien verbunden. Besonders mit den Einsatzkräften und mit all denen, die jetzt in Lokalen, Theatern, Konzertsälen und der Staatsoper ausharren. Gott behüte euch in dieser Nacht und bringe euch sicher nach Hause!“

„Wien war mir noch nie so nahe wie seit letzter Nacht“, schrieb der steirische Superintendent Wolfgang Rehner auf Facebook. Die Anschläge in Wien seien „Anschläge auf unsere Gesellschaft, die von Gemeinschaft, Hilfestellung und Zuwendung lebt. Die Attentäter wollten uns auseinanderreißen durch Bluttaten und Gewalt. Doch wir sind einander näher gerückt in Trauer und Gebet für die Opfer und ihre Angehörigen.“

Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser schrieb Dienstagvormittag auf der Website der Diakonie Österreich: „Wir trauern um die Toten und fühlen mit den Angehörigen.“ Angesichts des Terrors wirkt eine Kerze klein. Aber auch das kleinste Licht steht für etwas Großes: „Für Wärme gegen Kälte. Für Sicherheit angesichts der Angst. Für Liebe statt Hass.“ Sie wünsche sich, dass „das warme Licht der Kerze unsere Herzen wärmt und Kälte, Angst und Hass vertreibt“.

ÖRKÖ: „Der Glaube des Evangeliums ist stärker“

Auch der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat angesichts des Terroranschlags zum „Einsatz für Freiheit, Frieden und Demokratie“ aufgerufen. „Der Glaube des Evangeliums ist stärker. Dieser Glaube ist stärker als der Terror und stärker als die Angst und die Verunsicherung. Im Blick auf Jesus Christus gedenken die Kirchen der Opfer der Terrornacht in Wien, der Toten, der Verletzten, der Angehörigen und Freunde aller Betroffenen.“ Österreich gedenke in dieser schwierigen Zeit der Pandemie der Wiedererringung von Freiheit und Frieden vor 75 Jahren – „nicht mit großen Worten und pompösen Feiern, sondern mit der Entschlossenheit, diese Errungenschaften von Freiheit, Frieden und Demokratie durch niemanden in Gefahr bringen zu lassen“. Dieses Land und seine Menschen ließen sich nicht entmutigen, „sie gehen weiter auf dem Weg von Gerechtigkeit, Respekt und Nächstenliebe. Die Kirchen wollen diesen Weg aus der Kraft des Evangeliums mittragen“.

GEKE: „Glaube ist Anker in Unsicherheiten des Lebens“

In einer gemeinsamen Aussendung haben der Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) Mario Fischer und die Verantwortlichen der drei Evangelischen Kirchen in Österreich auf den Anschlag reagiert. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Angehörigen der Opfer. Wir denken auch an die vielen Menschen, die letzte Nacht in der belebten Innenstadt Wiens Todesängste durchstehen und Gewalt miterleben mussten“, sagte Fischer. „All unsere Sicherheitsvorkehrungen können keine hundertprozentige Sicherheit bringen“, betonen die Kirchenleitenden Michael Chalupka, Thomas Hennefeld und Stefan Schröckenfuchs für die lutherische, reformierte und methodistische Kirche in Österreich. Der Glaube sei ein Anker in den Unsicherheiten des Lebens. Er könne helfen, angesichts der schockierenden Geschehnisse zusammenzustehen und Mut zu fassen, um aufeinander zuzugehen.

Reaktionen aus dem Ausland

In einer Presseaussendung von Dienstagmittag sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, der islamistische Terroranschlag in Wien sei ein „Anschlag auf die Menschlichkeit überhaupt“ gewesen. „Sich beim Morden auf Gott zu berufen, ist zynisch und die schlimmste Form des Missbrauchs von Religion. Der Glaube an Gott steht für Liebe und Barmherzigkeit. Fundamentalistische Gewalttäter versuchen, Gift zu streuen, indem sie Hass schüren und Angst und Schrecken verbreiten. Aber es wird ihnen nicht gelingen.“ Man werde weiter konsequent für wechselseitige Achtung und Toleranz zwischen den Religionen und Weltanschauungen eintreten.

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Norddeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt, äußerte sich Dienstagfrüh auf Twitter „entsetzt und erschüttert über den Anschlag in Wien“. Sie sei im Gebet bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen, die in Angst und Schrecken seien. „Wir müssen zusammenstehen gegen Hass und Gewalt, für die Würde aller Menschen und ein Leben in Freiheit, Liebe und Verantwortung“, so die Landesbischöfin.

ISSN 2222-2464

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